Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221(9): 794-795
DOI: 10.1055/s-2004-813695
Laudatio

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Laudatio für Herrn Prof. Dr. med. Wolfgang Papst zum 80. Geburtstag

Laudation for Professor Wolfgang Papst on the Occasion of his 80th BirthdayH. E. Völcker1
  • 1Universitäts-Augenklinik Heidelberg
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Publication Date:
01 October 2004 (online)

Am 4. Oktober 2004 begeht Herr Prof. Dr. Wolfgang Papst in seiner Wahlheimat Oberammergau in bemerkenswerter Gesundheit und Vitalität seinen 80. Geburtstag - ein willkommener und würdiger Anlass für seine Schüler, Freunde, Kollegen, Bekannte und für alle, die durch ihn über die Gertrud-Kusen-Stiftung hilfreiche Wissenschaftsförderung erfahren haben, Dank zu sagen und herzliche Glückwünsche und Anerkennung entgegenzubringen.

Herr Prof. Dr. med. Wolfgang Papst wurde am 4. Oktober 1924 in Köln geboren. Nach dem Abitur in Waldenburg/Schlesien und nachfolgendem Wehrdienst mit anschließender Kriegsgefangenschaft studierte Wolfgang Papst von 1945 bis 1950 an der Christian-Albrecht-Universität Kiel Medizin. Durch die beeindruckende Persönlichkeit des damaligen Ordinarius für Augenheilkunde an der Universität Kiel, Herrn Prof. A. Meesmann, wurden das Interesse und die Begeisterung für das Fach Augenheilkunde geweckt. Nach seiner Facharztausbildung an der Universitäts-Augenklinik Kiel wechselte Wolfgang Papst 1955 an die Universitäts-Augenklinik Hamburg-Eppendorf unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. h. c. H. Sautter, wo er bereits 1957 Oberarzt wurde und sich 1959 für das Fach Augenheilkunde habilitierte.

Der im positiven Sinne elitäre Geist der „Sautter-Schule”, der sich in dem hohen Anspruch und Niveau der klinischen Ophthalmologie, der Mikrochirurgie und der Wissenschaft widerspiegelte, prägte Wolfgang Papst nachhaltig und war Grundlage für die bemerkenswerte wissenschaftliche wie klinische Laufbahn.

Neben der klinisch-operativen Tätigkeit lag der wissenschaftliche Schwerpunkt auf dem Gebiet der Muskelerkrankungen des Auges, basierend auf neuen Erkenntnissen elektroymographischer Untersuchungen. So konnten Muskellähmungen infolge peripherer Fehlleitungen und paradoxer Innervation wie auch die oligosymptomatische okuläre Myositis und die okuläre Myasthenie neu definiert werden.

Das wissenschaftliche Werk von Wolfgang Papst umfasst mehr als 50 wissenschaftliche Originalarbeiten und Monografien.

Für seine grundlegenden und wegweisenden Arbeiten auf diesem wissenschaftlichen Gebiet, die Papst in einer Monografie über „Grundlagen der Elektromyographie in der Augenheilkunde” zusammenfasste, erhielt er 1960 den Martini-Preis der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg. Es folgten 1964 der Axenfeld-Preis der Rheinisch-Westfälischen Augenärztlichen Gesellschaft und 1965 der Karl-Liebrecht-Preis der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft.

1963 übernahm Prof. Papst die von Prof. Mylius geleitete renommierte Augenklinik des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Barmbek, die mit damals 90 Klinikbetten zu den größten städtischen Augenkliniken der Bundesrepublik gehörte.

Über sein wissenschaftliches Interesse für okuläre Motilitätsstörungen bei entzündlichen Erkrankungen des zentralen Nervensystems, neuromuskulären Prozessen, angeborenen Lähmungen und Myopathien hinaus galt sein Interesse den in seiner Zeit rasanten Fortschritten der Mikrochirurgie, denen er mit organisatorischem Geschick und Durchsetzungsvermögen Rechnung trug durch die stete organisatorische wie technische Modernisierung seiner Klinik.

So gehörte Prof. Papst dank seiner Aufgeschlossenheit für den mikrochirurgischen Fortschritt verbunden mit seinem mikrochirurgischen Talent zu den ersten Ophthalmochirurgen in Deutschland, die die gedeckte fistulierende Glaukomoperation favorisierten wie auch die extrakapsuläre Kataraktextraktion mit Linsenimplantation. Innovatives mikrochirurgisches Instrumentarium trägt auch heute noch seinen Namen. So gehörte Prof. Papst zu den Operateuren, die Operationen zu ihrem bahnbrechenden Erfolg verhalfen, die heutzutage selbstverständlich sind und zu den am häufigsten angewandten Operationen gehören und die seinerzeit kritisch und sogar mit Vorbehalten diskutiert wurden.

Seine wissenschaftliche wie klinische Leistung wurde 1986 mit dem Günther-Buch-Preis ausgezeichnet.

Während seiner 27-jährigen Leitung der Augenklinik des Allgemeinen Krankenhauses Barmbek bildete Prof. Papst 43 Assistenten zu Fachärzten aus. Über die Grenzen Hamburgs hinaus war Wolfgang Papst nicht nur aufgrund seiner fachlichen Kompetenz ein hochgeschätzter Lehrer. Neben Selbstdisziplin, Engagement und Verantwortungsbereitschaft bestimmten Verständnis und Humor für seine Mitarbeiter das Arbeitsklima, was viele Mitarbeiter bewog, über die Facharztzeit hinaus in seiner Klinik zu arbeiten.

Aufgrund seiner Erfahrung auf dem Gebiet der okulären Motilitätsstörungen und der okulären Myopathien im Hinblick auf Diagnostik und Therapie sowie aufgrund seiner weitreichenden chirurgischen Erfahrung der gedeckten fistulierenden Glaukomoperationen war er seit 1973 regelmäßig betraut mit Referaten während der Essener Fortbildung für Augenärzte (EFA).

Von 1968 bis 1992 war Wolfgang Papst Schriftführer der Vereinigung der Nordwestdeutschen Augenärzte und mitverantwortlich für die Ausrichtung und der Gestaltung der jährlichen Tagungen. 1981 gründete er den Wissenschaftspreis der Nordwestdeutschen Augenärzte für Nachwuchswissenschaftler, der seit 1985 den Namen seines Lehrers Prof. Sautter trägt. 1991 wurde unter seiner Leitung die Zusammenführung der Vereinigung der Augenärzte Mecklenburg-Vorpommerns mit der Vereinigung Nordwestdeutscher Augenärzte mit der entsprechenden Neufassung der Satzung möglich. 1981 wurde Wolfgang Papst wegen seines geschätzten Wissens, seiner Erfahrung und seines Urteilsvermögens für 6 Jahre in den Vorstand der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft gewählt.

Aufgrund einer durch gegenseitige Wertschätzung und Hochachtung gekennzeichneten Verbundenheit - entstanden durch die augenärztliche Tätigkeit - erfolgte auf Anregung von Prof. Papst nach Verhandlungen mit der Senatskanzlei der Freien und Hansestadt Hamburg die Gründung der Gertrud-Kusen-Stiftung. Frau Kusen überführte ihr Vermögen zum Gedenken an ihren Mann, den Reeder Dr. Hans Kusen, in diese Stiftung, die ihren Namen trägt. Die Stiftung dient ausschließlich dem Zweck der Förderung wissenschaftlicher Tätigkeit und Forschung auf dem Gebiet der Ophthalmologie. Prof. Papst wurde zum Vorsitzenden des aus zwei weiteren Mitgliedern bestehenden Vorstands gewählt. Durch das Stiftungsvermögen war es möglich, Forschungsprojekte insbesondere in den neuen Bundesländern zu fördern sowie auch wissenschaftlich engagiertem Nachwuchs Auslandsstipendien zu ermöglichen, die Grundlagen waren für Habilitationen und somit der Förderung des deutschen wissenschaftlichen ophthalmologischen Nachwuchses dienten.

Die wissenschaftliche wie klinische Leistung von Prof. Papst, die ein bedingungsloses Engagement forderte, wurde stets begleitet von einer hilfreichen Unterstützung und einem großen Verständnis seiner Frau, Frau Dr. med. Ruth Papst.

Aus Anlass des 80. Geburtstags übermitteln Herrn Prof. Dr. Wolfgang Papst seine Schüler, Freunde, Kollegen und Bekannten die herzlichsten Geburtstagsgrüße und verbinden diese mit den besten Wünschen für Gesundheit, Wohlergehen und Lebensfreude sowie den Erhalt der geistigen und körperlichen Frische über viele weitere Jahre.

Prof. Dr. med. Hans Eberhard Völcker

Universitäts-Augenklinik Heidelberg

Im Neuenheimer Feld 400

69120 Heidelberg