Zusammenfassung
Fragestellung
Im Auftrag der für die externe Qualitätssicherung nach § 137 SGB V administrativ zuständigen BQS Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung gGmbH war es Ziel der Arbeit, die methodische Güte der 11 Qualitätsindikatoren zu evaluieren, die zurzeit im Leistungsbereich Geburtshilfe eingesetzt werden.
Methode
Als Evaluationskriterien dienten a) die Evidenzbasierung, b) die Diskriminationsfähigkeit, c) die Reliabilität und d) die Adjustierbarkeit der Qualitätsindikatoren. Während die Prüfung der Kriterien a) und d) auf einer Literaturanalyse basierte, wurden für die Testung von b) und c) die Daten der hessischen Perinatalerhebung der Jahre 1998 - 2000 verwendet.
Ergebnisse und Diskussion
In Bezug auf die Evidenzbasierung war festzustellen, dass nur für vier der 11 Indikatoren Studien mit einem hohen Evidenzgrad (I oder II) vorlagen; für fünf Indikatoren war die Studienlage inkonsistent, bei zwei Indikatoren lagen keine Studien vor, die das überprüfte Handeln wissenschaftlich begründeten. Zwei Indikatoren diskriminierten gut, weitere drei mäßig; bei zwei Indikatoren war eine geringe, bei vier Indikatoren keine Unterscheidung der Indikatorausprägungen zwischen den Kliniken Hessens festzustellen. Die Längsschnittanalyse der Indikatorausprägungen über drei Jahre erbrachte eine gute Reliabilität nur für drei Indikatoren, bei den übrigen Indikatoren waren Reliabilitätsprobleme entweder wahrscheinlich, tatsächlich nachweisbar oder aber nicht überprüfbar. Für die meisten Indikatoren sind mögliche Confounder bekannt, so dass grundsätzlich eine Adjustierbarkeit gegeben schien.
Schlussfolgerung
Da nur einer der bisher eingesetzten Indikatoren („Dammrissrate“) eine hohe methodische Güte besitzt, alle übrigen Indikatoren jedoch mehr oder weniger große Schwächen für den Einsatz bei der externen Qualitätssicherung offenbarten, erscheint eine Überarbeitung des Indikatorensatzes auf der Basis der besten verfügbaren Evidenz dringlich angeraten. Diese Überarbeitung findet derzeit in der Fachgruppe Perinatalmedizin bei der BQS statt. Dann kann das große Potenzial des Benchmarking in der Geburtshilfe auch in Zukunft genutzt werden.
Abstract
Purpose
On behalf of the German Agency for Quality Assurance we evaluated the methodological quality of those eleven quality indicators that are currently used to compare the quality of hospital care in obstetrics.
Methods
As criteria for our evaluation we studied a) the evidence base, b) the discriminative power, c) the reliability, and d) the adjustability of the quality indicators. To evaluate a) and d) we performed a literature analysis, to test b) and c) we used data from the perinatal survey of the state of Hessen, Germany (data on about 57,000 births in 2000).
Results
The evidence base for only four of eleven indicators was strong in that there were studies of evidence at level I or II. Only two indicators discriminated well between hospitals and only three indicators proved reliable. For most of the indicators, confounders were known so that adjustment was possible.
Conclusion
Because only one out of eleven quality indicators proved to be methodologically sound for use in external, comparative performance reporting, there is a high demand for revising the indicator set. Obstetricians should use the best available evidence to revise the indicators to make benchmarking in obstetrics truly convincing.
Schlüsselwörter
Geburtshilfe - Qualitätsbewertung - Qualitätsindikatoren - Qualitätssicherung
Key words
Perinatal care - obstetrics - quality indicators - quality assessment