Dtsch Med Wochenschr 2004; 129(3): 107
DOI: 10.1055/s-2004-816288
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Verlaufsstudie psychologischer Effekte in der stationären Rehabilitation (VESPER-Studie) Zuschrift 1

Zum Beitrag aus DMW 27/2003
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. Januar 2004 (online)

Die Arbeit von Kramer et. al. [3] zielt auf die Frage der psychischen Verfassung als wesentlichem Bedingungskriterium der stationären Rehabilitation chronisch Kranker. Bei der Lektüre der Arbeit fallen einige Aspekte auf, die der weiteren Darlegung bzw. Klärung durch die Autoren bedürfen.

Das eingesetzte Testverfahren Hospital Anxiety And Depression Scale Deutsche Version HADS-D 1 erlaubt nach seiner Handanweisung und dem Auswerteschema lediglich eine Trennung in „negativ“, „fraglich“ und „positiv“ im Sinne des auffälligen Screenings, d. h. im Sinne eines durch spezifische Maßnahmen weiter zu erhärtenden Verdachtsbefundes. Das Vorgehen der Autoren der Mittelwertdarstellung macht also nicht wirklich Sinn, sondern es sollten die drei genannten Kategorien dargestellt werden. Bei dem von den Autoren gewählten Vorgehen ist es auch nicht verwunderlich, dass bei der Betrachtung der Veränderung der Mittelwerte im speziellen Kollektiv lediglich Schwankungen innerhalb des Normbereiches abgebildet werden können: Sinnvoller wäre die Prüfung (z. B. mittels eines Vierfeldertests), ob denn die Zahl „positiver“ Befunde zu den unterschiedlichen Untersuchungszeitpunkten signifikant schwankt. Als Vergleichskollektiv können auch die Angaben der Handanweisung genutzt werden, besser jedoch die Daten von Hinz 2, der im Jahre 2001 eine aktuelle Normierungsstudie zum HADS-D vorgelegt hat, die von Kramer 3 nicht zitiert wurde. Auch wenn der Anteil von Rückläufern der postalischen Befragung zum Zeitpunkt t3 in Kramers Arbeit erstaunlich hoch ist, so besteht dennoch das Problem der „non-responder“. Zweifelsfrei sind die von den Autoren dargelegten Ergebnisse korrekt, es wäre jedoch für die Gesamtaussage der Arbeit wesentlich stichhaltiger, die tatsächlichen Ergebnisse durch die Berechnung eines „best case“ (Annahme: alle non-responder haben unauffällige psychologische Werte) und eines „worst case“ (Annahme: alle non-responder haben auffällige psychologische Werte) zu ergänzen. Es ist - zumal nicht ohne weitere Diskussion - nicht statthaft anzunehmen, dass die non-responder sich im Bereich des Mittelwertes der responder bewegen.

Die Autoren werden also um eine Ergänzung ihrer Darstellung gebeten.

Literatur

  • 1 Herrmann Ch, Buss U, Snaith R P. HADS-D-Hospital anxiety and Depression Scale - Deutsche Version. Verlag Hans Huber, Bern 1995
  • 2 Hinz A, Schwarz R. Angst und Depression in der Allgemeinbevölkerung.  Psychoth Psychosom med Psychol. 2001;  51 193-200
  • 3 Kramer R, Meißner B, Schultze-Berndt A, Franz I W. Verlaufsstudie psychologischer Effekte in der stationären Rehabilitation (VESPER-Studie).  Dtsch Med Wochenschr. 2003;  128 1470-1474

Priv.-Doz. Dr. Frank Rosanowski

Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Erlangen

Bohlenplatz 21

91054 Erlangen

eMail: frank.rosanowski@phoni.imed.uni-erlangen.de