Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2004; 40
DOI: 10.1055/s-2004-817613

Kann eine Maligne Hyperthermie durch die Einsch�tzung mittels Clinical Grading Scale zuverl�ssig diagnostiziert werden?

K Kolodzie 1, FM Wappler 1, M Fiege 1, R Wei�horn 1, MU Gerbershagen 1, J Schulte am Esch 1
  • 1Universit�tsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg

Einleitung: Die Maligne Hyperthermie (MH) ist eine lebensbedrohliche Komplikation der Allgemeinan�sthesie (1). Die klinische Pr�sentation einer MH-Krise ist jedoch sehr unspezifisch und die Diagnose in Einzelf�llen problematisch. Die Clinical Grading Scale (CGS) wurde entwickelt, um die Wahrscheinlichkeit einer MH-Veranlagung anhand von klinischen Symptomen einzusch�tzen (2). In der vorliegenden Studie wird die Aussagekraft der CGS durch den Vergleich mit den Ergebnissen des in-vitro-Kontrakturtests (IVKT) �berpr�ft.

Methodik: Nach Aufkl�rung und Einwilligung wurden 645 Patienten mit einem MH-Verdacht in der Eigenanamnese oder einer famili�ren MH-Anamnese mittels IVKT nach den Richtlinien der European MH Group als MH-susceptible (MHS), MH-normal (MHN) oder MH-equivocal (MHE) klassifiziert. Alle Patienten wurden au�erdem mit der CGS evaluiert. Bewertungskriterien der CGS sind Muskelrigidit�t, Muskelzerfall, respiratorische Azidose, Temperaturanstieg und Rhythmusst�rungen, f�r welche entsprechend dem Grad der Auspr�gung zwischen 3 und 15 Punkte vergeben werden. Im Falle einer positiven MH-Familienanamnese werden weitere Punkte addiert. Nach Addition der Punkte erfolgt die Zuordnung zu einem MH-Rang von 16, welcher die Wahrscheinlichkeit einer MH-Disposition beschreibt. Je h�her der MH-Rang, desto wahrscheinlicher ist das Vorliegen einer MH-Disposition und umgekehrt.

Ergebnisse: 213 (33%) Patienten wurden im IVKT als MHS diagnostiziert, 376 (58,3%) als MHN und 56 (8,7) als MHE. 42 Patienten mit der CGS-Klassifikation MH fast ausgeschlossen und MH unwahrscheinlich wurden als MHS diagnostiziert (19,7% aller MHS-Patienten), 5 Patienten mit der CGS-Klassifikation MH sehr wahrscheinlich und MH fast sicher wurden als MHN diagnostiziert (1,3% aller MHN-Patienten). Zus�tzlich wurden 447 Patienten (69,3%) den CGS-R�ngen MH eher wahrscheinlich und MH eher unwahrscheinlich zugeordnet. Es ist somit bei den meisten Patienten nicht m�glich, anhand der CGS genau zwischen den Diagnosegruppen MHS und MHN zu unterscheiden.

Schlussfolgerung: Diese Untersuchung belegt, dass die Ergebnisse des IVKT und der CGS bei einer gro�en Anzahl von Patienten nicht korrelieren. Die CGS scheint daher in der vorliegenden Form nicht geeignet, die Wahrscheinlichkeit einer MH-Krise bei einem verd�chtigen klinischen Zwischenfall korrekt einzusch�tzen.

Literatur: 1) Eur J. Anaesthesiol: 18(10): 63252, 2002. 2) Anesthesiology 80: 77179, 1994. 3) Acta Anaesthesiol Scand: 41(8): 95566, 1997