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DOI: 10.1055/s-2004-818468
Pleura: Pathologie nicht-neoplastischer Erkrankungen
Pleura: Non-neoplastic DisordersPublication History
Publication Date:
19 July 2005 (online)
Entwicklungsgeschichte und Anatomie
Die mesenchymale Pleura ist bereits bei einem 8 Wochen alten menschlichen Embryo als formgebender Mesenchymanteil mit oberflächlichen Mesothelzellen ausgebildet. Die pulmonalen Epithelsprossen als Basis der Entwicklung der Bronchialwände und Bindegewebsverdichtungen bleiben von den Lungenoberflächen durch lockeres Mesenchym, die spätere Pleura, getrennt [1].
Viszerale und parietale Pleura bestehen aus verschiedenen Schichten. Das Serosaepithel, die Pleuradeckzellen oder Mesothelzellen sind im apikalen Bereich durch einen dichten Mikrovilli-Besatz charakterisiert. Im Bereich der Basalmembran zur äußeren elastischen Grenzlamelle fehlen spezielle Hemidesmosomen. Daher schilfern die Mesothelzellen bei geringer Irritation ab. Apikale und basale Oberflächen der Mesothelzellen enthalten zahlreiche Vesikel, die sich zum Pleuraspalt bzw. zur Basallamina hin öffnen. Die Oberfläche ist mit Glykoproteinen bedeckt. Diese apikale Glykokalyx bildet eine an den Mikrovilli fixierte Schicht, die das reibungslose Gleiten der Pleurablätter gewährleistet (Abb. [1]).
Abb. 1 Oberflächenstrukturen von regelrechten Mesothelzellen mit dichtem Mikrovillibesatz (rasterelektronenmikroskopische Aufnahme).
Die Pleurahauptschicht besteht aus kollagenem Fasergewebe. Diese Zone wird zur Lunge hin durch die innere elastische Grenzlamelle bei der Pleura pulmonalis gebildet. Bei der Pleura costalis geht die kollagen-elastische Hauptschicht ohne scharfe Grenze in die Fascia endothoracica über [2] [3].
Gefäß- und Nervenversorgung
Die Gefäße der Pleura verlaufen in der bindegewebigen Hauptschicht. Der kostale Anteil der Pleura visceralis wird von Endästen der A. pulmonalis, der mediastinale Bereich von Ästen des nutritiven Kreislaufs versorgt, wobei Anastomosen zum funktionellen Kreislauf bestehen. Das sehr dichte Kapillarnetz der Pleura zeigt eine kontinuierliche Endothelauskleidung (Aufbau ähnlich den Kapillaren im Alveolarseptum). Über Sammelvenen erfolgt die Drainage zu den interlobulären Venen. Die Pleura costalis enthält ebenfalls ein dichtes Kapillarnetz, das von Ästen der Interkostalarterien versorgt wird. Diese Äste sind von jeweils zwei Venen begleitet, die in die Interkostalvenen münden. Das Kapillarnetz der Pleura parietalis ist über den Rippen wesentlich kräftiger entwickelt als über der Interkostalmuskulatur [4] [5].
Lymphgefäße
Die bindegewebige Pleurahauptschicht enthält zahlreiche Lymphgefäße. Sie beginnen als Spalten mit Endothelauskleidung und münden nach zunächst horizontalem Verlauf in die interlobulären Lymphbahnen.
Von besonderer Bedeutung sind Lymph-Stomata von 2 - 8 µm Durchmesser in der Pleura parietalis (vgl. Abb. [6]) [6].
Abb. 2 Parapleurale zystische Parenchymumwandlungen als häufige Befunde im Lungenspitzenbereich und mögliche Pneumothoraxursache.In diesen Zonen kommuniziert der Pleuraraum direkt mit dem Lumen des Lymphgefäßes, wodurch größere Moleküle und Fibrin abtransportiert werden können. Im Bereich der Pleura pulmonalis ist ein interzellulärer Flüssigkeitstransport möglich.
Literatur
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Prof. Dr. K.-M. Müller
Institut für Pathologie an den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil · Ruhruniversität
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