Dtsch Med Wochenschr 2004; 129(7): 332
DOI: 10.1055/s-2004-818633
Leserbriefe

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Kann ein Patient nach Herzinfarkt schwer körperlich arbeiten? Zuschrift Nr. 1

Zum Beitrag aus DMW 40/2003
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. Februar 2004 (online)

Zuschrift Nr. 1

In der Frage aus der Praxis [1] wird erörtert, ob ein Patient nach Myokardinfarkt weiterhin körperlich schwer arbeiten kann. Die Autoren nennen als Beurteilungskriterien die symptomlimitierte Leistung im Belastungs-EKG und die Ejektionsfraktion. Hieraus folgern sie, dass ein ausreichend belastbarer Patient ohne klinische oder objektivierbare Ischämiezeichen und mit erhaltener linksventrikulärer Pumpfunktion nicht nur nach wenigen Tagen die Akutklinik verlassen, sondern auch 14 - 21 Tage nach Infarkt wieder schwer körperlich arbeiten kann.

Die Leitlinien zur Diagnose und Behandlung der chronischen koronaren Herzkrankheit der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (April 2003) empfehlen jedoch ausdrücklich bei Patienten mit Myokardinfarkt mit ST-Streckenhebung (STEMI) eine multidisziplinäre Rehabilitation. Die Studienlage zur verbesserten Langzeitprognose und Senkung der Letalität wird von den Verfassern gewürdigt. Es ist mir daher unverständlich, dass die Anschlussheilbehandlung (AHB) nach Myokardinfarkt nicht erwähnt wird. Die bei jedem Infarktpatienten bedeutsame Evaluation der Risikofaktoren lässt sich innerhalb einer kurzen Hospitalisationsphase ohne anschließende AHB sicherlich nur unzureichend durchführen. Aus sozialmedizinischer Sicht ist über die o. g. Kriterien hinaus die arterielle Hypertonie bei der Einschätzung der zukünftigen Belastbarkeit mitentscheidend. Hat ein Postinfarktpatient einen nur medikamentös einstellbaren Hypertonus, ist ihm im Rahmen des Gesamttherapiekonzeptes eine körperlich schwere Arbeit nicht mehr zumutbar mit entsprechenden Kons equenzen für die Arbeitsplatzgestaltung. Für den Postinfarktpatienten ist daher im Hinblick auf Krankheitsverarbeitung, Risikostratifizierung, Sekundärprävention und sozialmedizinische Begutachtung eine Anschlussheilbehandlung sinnvoll.

Literatur

  • 1 Leschke M, Klimek W. Kann ein Patient nach Herzinfarkt schwer körperlich arbeiten?.  Dtsch Med Wochenschr. 2003;  128 2093-2094

Dr. med. T. Gampert

Klinik Roderbirken

Roderbirken 1

42799 Leichlingen