Zentralbl Gynakol 2004; 126 - V10
DOI: 10.1055/s-2004-822054

Psychosomatische Aspekte bei Kinderwunsch nach Tubensterilisation: Refertilisierung oder IvF?

W Kauffels 1, C Schippert 1, G Garcia 1, HW Schlößer 1
  • 1Frauenklinik Med. Hochschule Hannover (Abt.II), Hannover

Fragestellung: Tubensterilisierte Frauen wünschen nicht selten eine operative Refertilisierung. Die Beweg-gründe sind vielfältig. An erster Stelle wird erneuter Kinderwunsch in einer neuen Partnerschaft genannt. Wie sind die Erfolgsaussichten der Refertilisierung im Vergleich mit der IvF? Welche psychosomatischen Aspekte sollten berücksichtigt werden?

Methode: In der retrospektiven Langzeitstudie werden 110 Frauen erfasst, bei denen zwischen 1990 und 2000 eine mikrochirurgische Refertilisierung durchgeführt wurde. 34 Frauen konnten nicht mehr erreicht werden, sodass in der Ergebnisanalyse die Daten von 76 Frauen (69,1%) berücksichtigt wurden.

Ergebnis: In die Auswertung ging lediglich die erste auf die Operation folgende Schwangerschaft ein. 57 von 76 Patientinnen im mittleren Alter von 34,44J. (26–42J.) wurden schwanger (75%). 53,9% haben ein Kind geboren (41/76). Die Gesamtabort- bzw. EUG-Rate betrug 15,8% bzw. 5,3% (12/76 bzw. 4/76). Bei 19 Frauen (25%) trat postoperativ keine Gravidität ein [Alter: 37,7J. (31–42J.)]. Das Deutsche IvF-Register gibt für 2001 für die Indikation Tubenpathologie eine Schwangerschafts- bzw. Geburtenrate von 26,65% bzw. 15,98% pro Embryotransfer an.

Schlussfolgerung: Die Schwangerschafts- und Geburtenrate (75% u. 53,9%) nach mikrochirurgischer Re-fertilisierung sind deutlich höher als nach einmaliger IvF-Therapie. Der Vorteil der Operation liegt in der dauerhaften Wiederherstellung der physiologischen Empfängnisfähigkeit durch eine einzige therapeutische Intervention, einer höheren Geburtenrate, weiteren Schwangerschaften ohne erneute Therapie und niedrigeren Kosten. Die operative Refertilisierung sollte daher auch älteren sterilisierten Frauen (<43J.) mit erneutem Kinderwunsch als psychisch wenig belastende Behandlungsoption nicht vorenthalten werden.