Viszeralchirurgie 2004; 39(3): 235-238
DOI: 10.1055/s-2004-822733
Der akademische Vortrag

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Medizin im Internet

Chance oder Bürde für das Arzt-Patienten-Verhältnis?Health Information on the InternetNew Aspects in the Physician-Patient RelationshipC. Rudroff1
  • 1Helios Klinikum der Universität Witten/Herdecke, Chirurgische Klinik
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Publication Date:
08 July 2004 (online)

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In meinem Akademiediskurs beschäftige ich mich mit dem Thema „Medizin im Internet”. Das Internet ist ein so genanntes „neues Medium”. Es ist im Prinzip ubiquitär verfügbar und bietet eine unermessliche Fülle an Informationen. Deshalb ist dieses Thema sehr umfangreich und beinhaltet viele, sehr divergierende Aspekte. Es könnten viele Fragen gestellt werden, wie beispielsweise:

Welche Gruppen werden durch das Internet angesprochen? (Stichwort Generationen, Geschlechter) Werden bestimmte Gruppen ausgeklammert? (Beispiel Analphabeten) Gibt es Möglichkeiten, die digitale Hürde oder die digitale Diskrepanz, die durch die Medienkompetenz eines jeden Einzelnen, aber auch durch dessen individuelle lexikalische Kompetenz mitbestimmt wird, zu überwinden? (Stichwort „digital devide”) Muss überhaupt der Versuch unternommen werden, die Grenzen und Barrieren, die dieses Medium aufstellt, zu überwinden? Und wenn ja, wer ist verantwortlich dafür, dass solche Barrieren überwunden werden? Wie kann man beispielsweise eine Website gestalten, die für alle zugänglich und verständlich ist?

Speziell beim Thema „Medizin im Internet” stellen sich weitere Fragen:

Welche Angebote werden von Patienten im Internet genutzt? Welche Patienten nutzen das Internet? Welche Angebote nutzen Ärzte im Internet?

Auf viele dieser Fragen werde ich nicht eingehen (können), weil es weit über das hinausgeht, was die Fragestellung dieses Vortrages sein soll.

In meinem Vortrag möchte ich mich auf die Auswirkungen konzentrieren, die das Internet auf die Arzt-Patienten-Beziehung und deren Kommunikation hat. Dazu möchte ich meine Überlegungen erstmal mit Hilfe eines Fallbeispiels illustrieren.

Wir haben kürzlich einen knapp 30-jährigen Patienten mit einem Rektumkarzinom in unserer Klinik behandelt. Bei diesem Patienten wurde zur radikalen Tumorentfernung eine tiefe anteriore Rektumresektion durchgeführt. Dabei wird der Enddarm bis ins kleine Becken hinein entfernt. Häufig kommt es hierbei zu Verletzungen der benachbarten Nerven für die Penisinnervation. Das führte bei diesem Patienten zu Erektions- und Ejakulationsschwierigkeiten. Bei der Nachsorge 3 Monate nach der Operation klagte er erstmals über dieses Defizit und hat um Hilfe gebeten.