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DOI: 10.1055/s-2004-823432
Psychogene Hörstörung nach Mittelohroperation
Einleitung: Die psychogene Hörstörung ist ein seltenes Krankheitsbild, das vornehmlich bei Kindern und Jugendlichen beobachtet wird.
Patient: Wir berichten über eine 17-jährige Patientin, die nach Cholesteatom und Tympanoplastik Typ III tonaudiometrisch eine Innenohr (IO)-verschlechterung entwickelte, so dass das Mittelohr revidiert und die Prothese entfernt wurde. Ein Jahr später wurde erneut eine Tympanoplastik zur Hörverbesserung durchgeführt. Postoperativ kam es wiederum zu einem IO-Abfall, welcher rheologisch-antiphlogistisch behandelt wurde. Auf eine erneute Revision wurde zunächst verzichtet und die Hörkurve erholte sich. Zwei Monate später stellte sich die Patientin erneut mit einer Hörminderung vor. Sowohl die Stimmgabelversuche als auch das Ton- und Sprachaudiogramm zeigten eine relevante IO-Schwerhörigkeit. Aufgrund der auffälligen Persönlichkeitsstruktur der Patientin wurde eine Schwellen-BERA durchgeführt, die eine normale Potentialschwelle zeigte. Die CERA bestätigte eine normale IO-Funktion. Im Rahmen der psychiatrischen Weiterbehandlung wurde eine Borderline-Persönlichkeitsstörung, wahrscheinlich nach sexuellem Missbrauch diagnostiziert. Ein Audiogrammkontrolle nach drei Monate zeigte eine leichte Schalleitungsstörung bei normaler IO-Kurve.
Diskussion/Schlussfolgerung: Bei einer akuten IO-Schwerhörigkeit von Kindern oder Jugendlichen sollte man immer die psychogene Hörstörung in die Differentialdiagnostik miteinbeziehen. Dies gilt auch dann, wenn z.B. nach einer Mittelohroperation ein hinreichender Grund für den IO-Abfall vorliegt.
Schlüsselwörter
BERA - Borderline-Persönlichkeit - CERA - Tympanoplastik