Dtsch Med Wochenschr 2004; 129(19): 1091
DOI: 10.1055/s-2004-824853
Leserbriefe

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Primärprävention des plötzlichen Herztodes

Zum Beitrag aus DMW 40/2003
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. Juli 2004 (online)

In o. g. Beitrag [1] wurde von den Autoren unter „Medikamentöser Therapie“ (S. 2550) auf die EPHESUS-Studie Bezug genommen. Die dabei vorgebrachten Behauptungen werden dieser Studie nicht gerecht, denn die angeführte „signifikante“ Gesamt-Letalitätsabnahme ist nur statistisch vorhanden.

Tab. [1] zeigt in EPHESUS nachprüfbare Daten. Danach sind die Autoren mit folgenden gesicherten Aussagen zu konfrontieren:

Tab. 1 Daten aus der Ephesus-Studie (2). Ereignis Plazebo (n = 3 313) Epleronone (n = 3 319) Differenz % NNT Gesamtmortalität* 16,7 % 14,4 % 2,3 % 43 Kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisation* 30,0 % 26,7 % 3,3 % 30 Kardiovaskulärer Tod 14,6 % 12,3 % 2,3 % 43 Kardiovaskuläre Hospitalisation 19,6 % 18,2 % 1,4 % 71 Gesamthospitalisation 46,1 % 45,0 % 1,1 % 91 (* = primärer Endpunkt)

Es überleben insgesamt unter Plazebo 83,3 % der Patienten, trotz Eplerenon nur 85,6 %. Bezüglich der kardiovaskulären Letalität überleben mit Plazebo 85,4 %, trotz Eplerenon nur 87,7 % der Patienten. Es kann durch Eplerenon nur jeder 43. Patient vor einem kardiovaskulären Todesereignis, gar nur jeder 71. vor einer stationären Aufnahme aus kardiovaskulärem Erkrankungsanlass bewahrt werden. Von 4300 Patienten profitieren beim primären Endpunkt Gesamtmortalität oder kardiovaskulärem Tod nur 100. Der Rest von 4200 Kranken muss den Aldosteronantagonisten jedoch ebenfalls, allerdings ohne diesen Nutzen, einnehmen. Es müssen 7100 Patienten mit Eplerenon über 16 Monate behandelt werden, damit bei 100 von ihnen eine Krankenhausbehandlung unterbleibt.

Verschwiegen wurde, dass die EPHESUS-Studie durch eine außergewöhnliche Logistik belastet war. 674 verschiedene Prüfärzte aus 37 Länder dreier Kontinente (Lateinamerika, Europa, USA, Kanada) waren an den erzielten Ergebnissen beteiligt.

Die angeführte jedoch nur statistisch vorhandene „signifikante“ Abnahme der Gesamtletalität wurde einfach der - nach den aus der oben dargelegten exquisiten Studienbedingung wahrscheinlich noch viel zu günstig ausgefallenen „number needed to treat“ (NNT) - nur sehr geringen „therapierelevanten“ Effizienz gleichgesetzt. Tatsächlich bringt jedoch Eplerenon nur einigen Patienen einen gewissen Nutzen.

Wie im Praxisalltag einem betreffenden mündigen Patienten, der bereits unter einer vielfachen nebenwirkungsanfälligen Basismedikation mit ACE-Hemmern/AT1-Blocker, ASS, Statinen, Betablockern, Diuretika steht, vermittelt werden kann, dass mit zusätzlichem Eplerenon nur jedem 43. Kranken nach der aus EPHESUS für die Gesamtmortalität/kardiovaskulärem Tod erzielten NNT geholfen wird, sollte von den Autoren näher erläutert werden.

Literatur

  • 1 Burkhard-Meier C, Hoppe U C. Primärprävention des plötzlichen Herztodes.  Dtsch Med Wochenschr. 2003;  128 2547-2552
  • 2 Pitt B. et al. for the Eplerenone Post-Acute Myocardial Infarction Heart Failure Efficacy and Survival Study Investigators . Eplerenone, a selective adlosterone blocker, in pat. with left ventricular dysfunktion after myocardial infarction.  NEJM. 2003;  348 1309-1321

Dr. med. V. Traut

Facharzt für Allgemeinmedizin

Am Himmelreich 1

79312 Emmerdingen