Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - V5
DOI: 10.1055/s-2004-824921

Einfluss einer Kohlenhydratinfusion auf die postoperative menschliche Proteinsynthese des Ileums

P Rittler 1, B Schiefer 1, H Demmelmair 2, B Koletzko 2, KW Jauch 1, WH Hartl 1
  • 1Chirurgische Klinik Klinikum Großhadern LMU-München
  • 2Dr. von Haunersches Kinderspital LMU-München

Einleitung: Ergebnisse aus Tierversuchen zur parenteralen Ernährung postulieren eine Reihe von grundlegenden negativen Auswirkungen auf den Gastrointestinaltrakt, wie Mukosaatrophie und verminderte intestinale Proteinsynthese Diese Ergebnisse sind jedoch aufgrund zahlreicher Speziesunterschiede nur schwer auf den humanen Gastrointestinaltrakt übertragbar Es existieren bislang keine Untersuchungen zum Einfluss von bestimmten parenteralen Substraten, wie zB Kohlenhydrate, auf die Physiologie der menschlichen Dünndarmmukosa

Material und Methoden: Nach Genehmigung durch die zuständige Ethikkommission wurden Patienten nach großen abdominalchirurgischen Operationen, welche häufig einer parenteralen Ernährungstherapie zugeführt werden, untersucht Unter Verwendung der Stabilen-Isotopen-Technik und massenspektrometrischer Analysen wurde die direkte Anreicherung des Tracers 1-[13C]-Leuzin in Mukosaproteinen des Ileums zur Abschätzung der Mukosaproteinsynthese bestimmt Unter kontinuierlicher Isotopen-Infusion (0,16µmol / kg×min) wurden den Patienten, welche alle mit Ileostomatas (operationsbedingt) versorgt waren, nach 3h, 6h und 10h Mukosaproben aus dem Ileum entnommen Nach der Bestimmung der Basisproteinsynthese (bis zur Biopsie 2, nach 6h, Phase I) wurden 6 Patienten (Studiengruppe) über 4h kontinuierlich Glukose (170mg / kg×h) infundiert (Phase II) Der Kontrollgruppe (n=7) wurde über den selben Zeitraum isotone Kochsalzlösung appliziert (Phase II)

Ergebnisse: In der Kontrollgruppe kam es im Verlauf zu einem signifikanten Abfall der Mukosaproteinsyntheserate (Phase I: 111±014%/h, Phase II 039±013%/h, p<001) Im Gegensatz dazu zeigte die Studiengruppe unter Glukoseinfusion keinen Abfall der Proteinsyntheserate, sie blieb im Verlauf konstant (Phase I 132±035%/h, Phase II 133±021%/h, ns, jedoch p<0005 versus Phase II der Kontrollgruppe)

Schlussfolgerung: Die postoperative Ileummukosa weist im nüchternen Zustand einen erhöhten und kontinuierlichen Proteinverlust via Enzymsekretion oder Zellabschilferung auf Hierdurch erklärt sich der Abfall der Proteinsyntheserate in der Kontrollgruppe Unter parenteralen Glukoseinfusion lässt sich die Proteinsynthese und damit der intestinale Eiweißverlust konstant halten Diese Ergebnisse sprechen nicht für eine schädliche Wirkung der parenteralen Ernährung auf die Darmmukosa beim Menschen