Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - V7
DOI: 10.1055/s-2004-824923

Ernährungszustand von Männern nach Schlaganfall – Einfluss des Testosteronspiegels

F Lauster 1, M Schneider 1
  • 1Neurologische Klinik Bad Aibling, Bad Aibling

Rationale: Schwer betroffene Schlaganfallpatienten weisen häufig Zeichen einer Mangelernährung auf, die trotz ausreichender enteraler Ernährung nicht vollständig korrigierbar sind. Ein Testosteron-Mangel bei Männern in der Akutphase der Erkrankung kommt als Ursache des Muskelabbaus infrage.

Methodik: Bei 20 Männern (Alter 66,4J.±10,3) mit Schlaganfall (14x Ischämie, 6x Blutung) und Barthel-Index <30 wurde bei Übernahme in unsere Klinik (4±2,9 Wochen nach dem Ereignis) der Ernährungszustand mittels BMI, Bioimpedanzanalyse (Akern Bioresearch Soft Tissue Analyzer) und Kreatinin-Index sowie der Testosteron-Spiegel gemessen. Bei 13 Patienten konnten die Messungen nach 4 Wochen Reha-Behandlung und kontrollierter Ernährung (Sondenkost 30ml/kg bzw. Dysphagiekost unter Aufsicht) wiederholt werden, darunter waren 5 Patienten, die aufgrund eines stark erniedrigten Testosteron-Spiegels mit Testosteron (250mg i.m.) substituiert wurden. Alle Patienten hatten eine Hemi- oder Tetraparese sowie eine Schluckstörung und waren während der Beobachtungsdauer nicht gehfähig.

Ergebnis: Bei Übernahme waren der Kreatinin-Index (61%±23) und die Körperzellmasse (26%±9 des Gewichtes) als Ausdruck der Muskelmasse im Schnitt deutlich erniedrigt, der BMI (23,7±4,1) normal und die Körperfettmasse (30%±7) leicht erhöht. Der Testosteron-Spiegel lag im Mittel mit 1,5±1,4 ng/ml deutlich unter der Norm (2,8–8 ng/ml) und war nur bei 3 Patienten normal, bei allen anderen erniedrigt. Keiner der Parameter des Ernährungszustandes korrelierte mit dem Testosteron-Spiegel.

Nach 4-wöchiger Behandlung hatten der Kreatinin-Index (54%±17) und die Körperzellmasse (23%±10) weiter abgenommen, Körperfettmasse (32%±9) und BMI (23,2±3,3) waren unverändert. Der Testosteronspiegel war in der nicht substituierten Gruppe von 1,4 ng/ml auf 2,3 ng/ml und in der substituierten Gruppe von 1,0 ng/ml auf 2,1 ng/ml angestiegen. Für die Parameter des Ernährungszustandes ergaben sich keine Unterschiede zwischen den substituierten und nicht substituierten Patienten.

Schlussfolgerung: Schwer betroffene Männer nach Schlaganfall haben eine verminderte Muskelmasse, die durch adäquate Ernährung nicht zu steigern ist, vermutlich ist die lähmungsbedingte Immobilisation eine wesentliche Ursache. Ein Zusammenhang mit dem häufig erniedrigten Testosteron-Spiegel konnte nicht gezeigt werden. Eine Testosteron-Substitution scheint keinen Effekt auf die Muskelmasse zu haben.