Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - V8
DOI: 10.1055/s-2004-824924

Implementation der Leitlinie Enterale Ernährung führt zu rationaler Sondenkostauswahl und reduzierten Kosten

M Freudenreich 1, S Ohlrich 2, R Zakonsky 1, H Lochs 1, J Ockenga 1
  • 1Gastroenterologie, Hepatologie & Endokrinologie, Charité Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland
  • 2Diätschule, Charité Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland

Die Leitlinien Enterale Ernährung wurden mit der Zielsetzung der besseren Versorgung von Patienten mit drohender oder manifester Mangelernährung erstellt. Nach Publikation einer Leitlinien ist der wohl schwierigste Punkt die Implementierung der getroffenen Empfehlungen in den klinischen Alltag. Darüber hinaus wird in Zeiten strenger Budgetierung von therapeutischen Maßnahmen der Nachweis der Kosteneffektivität gefordert. Ziel dieses Projektes auf einer Station mit HNO Patienten war es den Effekt einer neu eingeführten ernährungsmedizinischen, Leitlinien-basierten Betreuung durch eine Diätassistentin zu evaluieren.

Methode: Nach entsprechender Fortbildung der ärztlichen und pflegerischen Mitarbeiter einer HNO Station wurde diese regelmäßig von einer Diätassistentin besucht. Patienten mit der Indikation zur enteralen Ernährung wurden erfasst, Ernährungspläne (einschließlich Festlegung der Sondenkost) erstellt und bei Problemen bei der enteralen Ernährung Hilfestellung bzgl. der Pflege oder der ärztlichen Betreuung gegeben. Um den Effekt dieser Maßnahmen zu evaluieren, wurden die Verbrauchszahlen als auch die Kosten für enterale Ernährungsprodukte vor und nach dem Beginn der Betreuung verglichen.

Ergebnisse: Bei leicht gestiegenen Patientenzahlen (2003: 1845 vs. 2002: 1779) wurden 2002: 1364 und 2003: 1482 Einheiten a 500ml Sondenkost eingesetzt. Die Gesamtkosten für Sondenkost betrugen 2002: 5705 € und 2003: 3505 €. Dieses entspricht durchschnittlichen Kosten von 3.84 € vs. 2.57 € pro 500ml Sondenkost. Hervorgerufen wurde dieser deutliche Unterschied durch den nicht indikationsgerechten Einsatz von Spezialprodukten (z.B. Diabeteskost, Immunonutrition) in 2002, welcher nach Beginn der Betreuung deutlich zurückgegangen ist. Zusätzlich wurde innerhalb dieser Initiative ein interdisziplinäres Ausbildungsprojekt der Diätschule zur Erfassung und Therapie der Mangelernährung integriert.

Schlussfolgerung: Eine ernährungsmedizinische Betreuung auf der Basis der publizierten Leitlinien führt zu einem rationalen Einsatz von Ernährungsprodukten, verbessert die Patientenbetreuung und hilft eine kosteneffektive Patientenversorgung zu etablieren. Wesentlich ist der interdisziplinäre Ansatz unter Einbeziehung aller beteiligten Berufsgruppen (Pflege, Diätassistenten(inen), Ärzte(inen)) um Inhalte von Leitlinien im klinischen Alltag zu implementieren.