Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - P1_7
DOI: 10.1055/s-2004-824935

Immunmodulatorische Wirkung von Bier

C Winkler 1, G Neurauter 1, K Schröcksnadel 1, B Wirleitner 1, D Fuchs 1
  • 1Institut für Medizinische Chemie und Biochemie, Medizinische Universität; Ludwig Boltzmann Institut für AIDS-Forschung, Innsbruck, Austria

Rationale: Regelmäßiger Konsum moderater Mengen an alkoholischen Getränken, allen voran von Wein aber auch von Bier verringert die Morbidität und Mortalität an koronaren Herzerkrankungen. Diese Beobachtung scheint weniger mit dem Alkoholgehalt sondern eher mit den günstigen Eigenschaften antioxidativer Inhaltsstoffe wie Polyphenole und Flavonoide in Zusammenhang zu stehen. In der Pathogenese vaskulärer Erkrankungen spielen Entzündungsreaktionen, Immunaktivierung und oxidativer Stress eine wichtige Rolle.

Methodik: Anhand von in vitro Experimenten mit stimulierten peripheren mononukleären Blutzellen (PBMC) wurde die Wirkung von verschiedenen Biersorten inklusive Weißbier und alkoholfreiem Bier auf biochemische Prozesse, die durch das pro-inflammatorische Zytokin Interferon-γ induziert werden, untersucht.

Ergebnis: Die Stimulation von PBMC mit dem Mitogen Phytohämagglutinin führte zu einer signifikant gesteigerten Neopterinbildung und zum Abbau von Tryptophan. Durch Zugabe von verschiedenen Biersorten (2–4%ige Verdünnung) zu den stimulierten PBMC wurde konzentrationsabhängig deutlich weniger Neopterin gebildet und der Tryptophanabbau signifikant vermindert (p<0.01). Auch die Bildung von Interferon-γ wurde durch die Zugabe von Bier unterdrückt. Zwischen den verschiedenen Bierfabrikaten und Sorten ergaben sich keine wesentliche Unterschiede.

Diskussion: Die Effekte von Bier waren durchaus vergleichbar mit früheren Untersuchungen mit Rot- und Weißwein oder auch mit schwarzem und grünem Tee. Demnach scheinen Inhaltsstoffe von Bier die Produktion des Zytokins Interferon-γ und anschließende Immunaktivierungskaskaden zu unterdrücken. Diese Wirkung könnte mit antioxidativen Inhaltsstoffen wie Polyphenolen und Flavonoiden in Zusammenhang stehen, die in Bier und den anderen genannten Getränken in relativ hohen Konzentrationen vorliegen. Da die selben Immunaktivierungsvorgänge z.B. auch für die Progression kardiovaskulärer Erkrankungen von Bedeutung sind, könnten die beobachtete Wirkung der Biersorten auch zum anti-atherogenen Effekt von Bier beitragen. Andererseits könnte die Hemmung der Produktion von Interferon-γ und samit der Th1-Typ Immunantwort im Gegenzug die Th2-Typ Reaktion und auch das Auftreten von Allergien begünstigen.