Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - P2_1
DOI: 10.1055/s-2004-824947

Evaluation des Mini Nutritional Assessment® als Screening- und Assessment-Instrument in der Geriatrie

C Coenegracht 1, C Mitrache 1, N Löliger 1, M Conzelmann 1
  • 1Felix Platter-Spital, Basel, Schweiz

Ausgangslage: Malnutrition wird bei geriatrischen Patienten häufig verkannt. Ziel war es, das Mini Nutritional Assessment® (MNA) zur Erfassung des Ernährungszustandes von Patienten einer geriatrischen Langzeitabteilung zu evaluieren. Das MNA ist ein Instrument, das sich sowohl zum Screening bezüglich Malnutrition, als auch zum Assessment des Ernährungszustandes eignet.

Patienten und Methode: Auf einer geriatrischen Langzeitabteilung wurde während 10 Monaten der Ernährungszustand aller neu eingetretenen Patienten mittels MNA erfasst. Drei Berufsgruppen beteiligten sich an der Erfassung: (i) die Stationsärztin führte das MNA-Short-Form (MNA-SF) durch, (ii) die Ernährungsberaterin erhob anschließend das ausführliche MNA, und (iii) das Pflegepersonal erfasste während vier Tage die Nahrungs- und Flüssigkeitseinnahme. Im Labor wurden die Werte von Serum-Albumin, Lymphozyten, Cholesterin und Hämoglobin erhoben.

Ergebnis: Insgesamt wurden 45 Patienten davon 33 Frauen und 12 Männer erfasst. Das Durchschnittsalter betrug 82 Jahre. 73% hatten ein Risiko für Malnutrition (MNA-SF ≤ 11). Im MNA zeigten 22% das Vorliegen einer Malnutrition (MNA <17), und 38% wiesen ein Risiko für Malnutrition (17≤ MNA ≤ 23,5) auf. Das MNA-SF war als Screeninginstrument sensitiv (Sensitivität: 96%), aber wenig spezifisch (Spezifizität: 67%). Der MNA korrelierte signifikant mit MNA-SF, sowie mit Serum-Albumin und mit der Lymphozytenzahl. Wir fanden keine signifikante Korrelation zwischen MNA und Hämoglobin- und Cholesterinspiegel. Der Zeitaufwand für das MNA-SF betrug ca. 2 Minuten, und für das gesamte MNA ca.15 Minuten. Für die Erfassung der Nahrungs- und Flüssigkeitseinnahme war der Zeitaufwand im Rahmen der Abteilungsarbeit vertretbar.

Diskussion: Als Screeningmethode erlauben die Durchführung des MNA-SF zusammen mit der Bestimmung von Serum-Albumin und der absoluten Lymphozytenzahl ein zeit- und kosteneffizientes Screening der Patienten mit Risiko für Malnutrition. Viele Patienten litten an einem dementiellen Syndrom und es gab in der Umgebung keine Personen, die Auskunft geben konnten. Deswegen war für das Assessment des MNA die objektive Erfassung der Nahrungs- und Flüssigkeitseinnahme für die Ernährungsberaterin unentbehrlich. Dabei sensibilisierten Screening und Assessment alle beteiligten Disziplinen für das Problem der Malnutrition.