Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - P2_9
DOI: 10.1055/s-2004-824955

Geschmackstest bei geriatrischen Patienten

K Kucz 1, S Maluck 1, T Bley 1, D Hanrieder 1, A Weimann 1
  • 1Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie; Städtisches Klinikum „St.Georg“, Leipzig; Hochschule Anhalt, Abt. Bernburg; Hochschule für angewandte Wissenschaften, Bernburg

Rationale: Ziel war, durch Ermittlung der Wahrnehmungs- und Erkennungsschwellen für die vier Geschmacksqualitäten süß, salzig, sauer und bitter, Unterschiede des Geschmacksempfindens zwischen gesunden Normalpersonen und geriatrischen Patienten festzustellen und die praktische Anwendbarkeit des Geschmackstests zu prüfen, um die Relevanz für weitere Untersuchungen im klinischen Alltag zu ermitteln.

Methodik: Am Städtischen Klinikum „St. Georg“ in Leipzig wurden 25 geriatrische Patienten mit einem Durchschnittsalter von 77 Jahren evaluiert. Diese Patienten wiesen das typische Spektrum an Begleiterkrankungen des Herz- Kreislaufsystems und des Stoffwechsels auf. Als Vergleichsgruppe galten 25 gesunde Normalpersonen ohnen nennenswerte Begleitmedikation oder bekannte Erkrankungen mit einem Durchschnittsalter von 62 Jahren. Die Erfassung der Wahrnehmungs- und Erkennungsschwellen für die vier Grundqualitäten erfolgte bei beiden Gruppen anhand der „Three stimulus forced choice technique“ (Drei- Tropfen- Methode) nach Henkin. Mittels Hedonischer Skale wurde die subjektive Einstellung jedes Patienten und die Wiederholungsbereitschaft zum Geschmackstest untersucht.

Ergebnis: Im Vergleich der geriatrischen Patienten mit den gesunden Normalpersonen konnte ein statistisch signifikanter Unterschied ermittelt werden. Für die geriatrischen Patienten wurde eine signifikant erhöhte (α=0,05) Wahrnehmungsschwelle für die Geschmacksqualität sauer festgestellt. Der Mann- Whitney- U- Test fand hierbei Anwendung. Die Akzeptanzuntersuchung zum Geschmackstest ergab, dass die geriatrischen Patienten den Test als Belastung beurteilten. Der zeitliche Aufwand von circa 30Minuten brachte eine zunehmend verminderte Konzentration und Kooperation mit sich.Weiterhin stellte das stetige Herausstrecken der Zunge für die geriatrischen Patienten eine körperliche Belastung dar.

Schlussfolgerung: Geriatrische Patienten haben gegenüber den gesunden Normalpersonen ein verändertes Geschmacksempfinden. Bei weiteren Geschmacksuntersuchungen an geriatrischen Patienten sollte von einem sensorischen Prüfverfahren mittels Pipette abgesehen werden. Durch den Einsatz von Prüfbechern wird eine höhere Kooperation und geringere physische Belastung erzielt. Weiterhin sollten die Konzentrationsstufen reduziert werden, um einen zeitlich akzeptablen Geschmackstest an geriatrischen Patienten durchzuführen.