Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - P2_15
DOI: 10.1055/s-2004-824961

Vergleichende Erfassung der Ernährungssituation geriatrischer Patienten mittels Subjective Global Assessment (SGA), Mini Nutritional Assessment (MNA) und klinischer Einschätzung (KE)

C Saeglitz 1, D Volkert 1, P Stehle 1
  • 1Institut für Ernährungswissenschaft, Universität Bonn, Bonn, Deutschland

Rationale: Mangelernährung (ME) wird international als häufigstes Begleitsymptom bei Alterspatienten mit weitreichender Bedeutung für Lebensqualität, Krankheitsverlauf und Lebenserwartung angesehen. Aktuelle Daten zur Prävalenz in Deutschland sind nicht verfügbar. Zur Erfassung von ME werden verschiedene Instrumente eingesetzt. Ziel unserer Untersuchung war es daher, die Prävalenz von ME bei geriatrischen Patienten mit unterschiedlichen Methoden zu beschreiben und das Ausmaß der Übereinstimmung zu prüfen.

Methodik: Beginnend im August 2003 wurde konsekutiv bei 100 geriatrischen Patienten des Malteser-Krankenhauses in Bonn am Tag nach der Klinikaufnahme der Ernährungszustand mittels SGA, MNA und KE (optischer Gesamteindruck von Fettreserven und Muskelmasse) erfasst. Ausgeschlossen wurden Patienten unter 75 Jahren, in präfinalem Zustand und mit einer erwarteten Klinikaufenthaltsdauer unter 48 Stunden.

Ergebnis: 64 Frauen und 36 Männer im Alter von 82,8±4,6 Jahren wurden rekrutiert. Alle Patienten waren multimorbide. Die Einweisung in die Klinik erfolgte zu 30% durch den Hausarzt und zu 70% durch andere Kliniken. Laut SGA waren 21 Patienten schwer (C) und 34 mäßig mangelernährt (B). Anhand des MNA wurden 28 als mangelernährt eingestuft (<17 Punkte). Als klinisch unterernährt wurden 15 Patienten beurteilt. Die Tabelle zeigt die prozentuale Übereinstimmung in der Klassifizierung (Zeilenprozente).

Übereinstimmung mit:

SGA C

SGA B+C

MNA<17 P.

KE unterernährt

SGA C

-

-

60%

38%

SGA B und C

-

-

46%

73%

MNA <17 Punkte

43%

89%

-

32%

KE unterernährt

53%

73%

64%

-

Diskussion: Die Prävalenz von Mangelernährung liegt je nach Methode zwischen 15 und 55%. MNA, SGA und KE erfassen unterschiedliche Aspekte der Ernährungssituation und kommen daher beim gleichen Patienten häufig zu einer unterschiedlichen Gesamtbeurteilung. Bei der Interpretation von Prävalenzzahlen muss daher immer berücksicht werden, welche Methodik den Daten zugrund liegt.