Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - P3_5
DOI: 10.1055/s-2004-824969

Kontinuierliche Ernährungsprofile als Basis für Prävention und Therapie von Mangelernährung

M Hellbardt 1
  • 1Diätassistent

Einleitung: Mangelernährung in der Geriatrie stellt ein weit verbreitetes Problem dar. Zur Vorbeugung und Behandlung eines unzureichenden Ernährungszustandes bei älteren Menschen bildet eine individuell abge-stimmte Ernährungstherapie eine wesentliche Voraussetzung. Um den Erfolg der ernährungstherapeutischen Maßnahemen zu überprüfen, ist eine kontinuierliche Betreuung und Dokumentation notwendig.

Erhebungsinstrumente: Zur Bestimmung und Kontrolle des Ernährungszustandes wird in dreimonatigen Abständen ein insividuelles Ernährungsprofil erstellt. Dazu werden folgende Punkte durchgeführt: Erfassung und Auswertung von Ernährungsproblemen mithilfe der „Checkliste für Ernährungsprobleme“ als Screening aller Patienten sowie mithilfe des MNATM bei Verdacht einer Mangelsituation, Ernährungsanamnesen, Nahrungs- und Getränkeprotokolle. Weitere Parameter ergeben sich aus der, für jeden Patienten angelegten, Verlaufsdokumentation „Ernährungstherapie“, die eine Gewichtkurve über 12 Monate beinhaltet. In dieser Dokumentation werden neben dem graphischen Gewichtsverlauf, das durchschnittliche Körpergewicht eines Monats sowie der daraus errechnete BMI erfasst. Weiterhin fließen Laborparameter wie Albumin und Kreatininausscheidung im 24-Stunden-Urin mit in die Beurteilung des Ernährungszustandes ein. Zur Kontrolle einer diabetischen Stoffwechsellage dient der HbA1c. Auch die regelmäßige Befragung der Patienten nach Wohlbefinden und Zufriedenheit stellen entscheidenden Faktor bei der Einschätzung des Erfoges von ernährungstherapeutischen Maßnahmen dar.

Ergebnis: Durch eine kontinuierliche und detaillierte Verlaufsdokumentation können Mangelernährungs-situationen vorgebeugt sowie einer bereits bestehenden Mangelernährung positiv entgegengewirkt werden.

Schlussfolgerung: Eine kontinuierliche Verlaufsdokumentation dient als Basis, um Mangelernährungs-zustände bei älteren Menschen frühzeitig zu erkennen und entgegenzuwirken. Aus der Dokumentation „Ernährungstherapie“ lassen sich im therapeutischem Team neue bzw. weitere Handlungsempfehlungen für eine Optimierung der ernährungstherapeutischen Maßnahmen ableiten. Aus den gewonnenen und ausge-werteten Daten kann die Ernährungstherapie individuell verändert werden.

Kommentar: Ziel sollte es sein, diese Dokumentation als Standard in stationären sowie ambulanten Einrichtungen zur Bekämpfung von Mangelernährung im Alter sowie zur Qualitätssicherung der Versorgung von Senioren einzuführen. Dieses Konzept wurde erfolgreich in der Ernährungstherapie bei Patienten mit Nierenersatztherapie in einem Dialysezentrum eingesetzt.