Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - P3_15
DOI: 10.1055/s-2004-824979

Beeinflusst die Ernährung des Säuglings das Vorkommen der Dreimonatskolik?

S Schiess 1, D Oberle 1, I Broekaert 1, A Reith 2, S Verwied-Jorky 1, B Koletzko 1
  • 1Dr. von Haunersches Kinderspital, LMU, München, Deutschland
  • 2Kinderklinik, Klinikum Nürnberg-Süd, Nürnberg, Deutschland

Einleitung: Säuglingskoliken ist ein häufiges und bis heute ungelöstes Problem. Das Ziel dieser Untersuchung war es die Zusammenhänge zwischen dem Schreiverhalten und der Ernährung der Säuglinge in ihren ersten 3 Monaten zu erforschen. Diese Studie war ein Teil der „European Childhood Obesity Project“, eine doppeltblinde, randomisierte, klinische Studie mit zwei Parallelgruppen Flaschenmilch ernährter Kinder (FM) und einer Kontrollgruppe mit Muttermilch ernährter Kinder (MM) (www.childhood-obesity.org). In dieser Untersuchung wurde die Prävalenz von Koliken (nach Wessel) bei FM- und MM-Säuglinge analisiert.

Methoden: Einschlusskriterien waren: Säuglinge bis zum 1. Lebensmonat, gestillte Säuglinge welche mindestens 90% Muttermilch zu sich nahmen und FM welche bis Ende des 1. Lebensmonats 100% auf Flaschenmilch umgestellt hatten. Rekrutiert wurde Oktober 2002 bis Oktober 2003 in München und Nürnberg.

Nach einer mündlichen und schriftlichen Aufklärung der Studie an die Eltern und Ihrer schriftlichen Einwilligung, erfolgte die 1. ärztliche Untersuchung des gesunden Säuglings. Informationen zum sozioökonomischen Status, Schwangerschaft, Geburt, medizinische Anamnese von Mutter und Kind und anthropometrischen Messungen wurden aufgenommen. Am Ende des 1., 2., und 3. Lebensmonats bekamen die Eltern ein 3-tägiges Ernährungsprotokoll und einen Fragebogen zum Verhalten des Kindes. Zum Ende des 2. und 3. Monats auch die Edinburgh Postnatale Depressionsskala.

Resultate: Im 1. Monat nahmen 143 (66MM, 77 FM), im 2. Monat 125 (66 MM, 59 FM) und im 3. Monat 111 (63 MM, 48 FF) Säuglinge teil. Die Kolikprävalenz zum Ende des 1. Monats waren 12.1% bei den MM und 12.0% bei den FM, 4.7% und 12.5% zum Ende des 2. Monats und 0% und 4.3% zum Ende des 3. Monats. Säuglinge mit und ohne Kolik unterschieden sich deutlich in der gesamten Dauer der täglichen Schreiminuten.

Schlussfolgerung: die Resultate lassen vermuten das die Ernährung des Säuglings in seinen ersten 3 Lebensmonaten (MM vs. FM) keinen Einfluss auf das Kolikvorkommen haben. Weitere Faktoren, die das Schreiverhalten des Kindes beeinflussen könnten, werden noch diskutiert.