Gesundheitswesen 2004; 66 - 54
DOI: 10.1055/s-2004-825095

Aktuelle Aspekte der Umweltmedizin im ÖGD aus Sicht des Hygienikers

E Eikmann 1, C Herr 1
  • 1Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Universitätsklinikum Gießen, Justus-Liebig-Universität Gießen

Die Analyse und Bewertung von Umweltfaktoren – insbesondere hinsichtlich ihres Einflusses auf die menschliche Gesundheit – unterliegt zur Zeit einer intensiven fachlichen Diskussion. Anlass dafür ist zum einen die konzeptionelle Neuausrichtung der Politik vor allem im Bereich des gesundheitlichen Verbraucherschutzes und zum anderen die Diversifizierung bei der Beurteilung umweltmedizinischer Risiken und Problembereiche. Der Diskurs über den gesundheitlichen Verbraucherschutz hat vor allem dazu geführt, Art und Umfang der Prävention sowie seine politische Bewertung zu hinterfragen. Beispiele für eine grundsätzlich unterschiedliche (politische) Interpretation des Präventionsgedankens sind die Grüne Gentechnik auf der einen Seite und die Förderung von Windkraftanlagen auf der anderen Seite. Auch die Analyse und Bewertung von Umweltfaktoren unterliegt derzeit einem paradigmatischen Wechsel. So werden Wirkungen von „starken“ Umweltfaktoren, wie z.B. die Anzahl der Verkehrstoten und Verkehrsverletzten, auch als umweltmedizinische Problematik erkannt, auf der anderen Seite werden zur Risikobewertung zunehmend auch die Kriterien der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zugrunde gelegt. In stärkerem Ausmaß als bisher sollten in der umweltmedizinischen Risikobewertung auch Arbeitsplatzbedingungen, Wohnverhältnisse, persönliche Gesundheit und Bildung sowie Sozialbeziehungen berücksichtigt werden, um so eine mehrdimensionale Information über die Lebensqualität der Bevölkerung zu erhalten.