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DOI: 10.1055/s-2004-825126
Nachgewiesene Hepatitis-B-Virus-Übertragung bei einer Tonsillektomie vom vorher operierten Patienten
Was meist nur vermutet wird, konnte in diesem Fall eindeutig nachgewiesen werden: Die Quelle einer Hepatitis-B-Infektion. Es gelang durch Sequenzierung der Viren in Blutproben des Erkrankten und des vermuteten Verursachers. Die technische Durchführung erfolgte im Institut für Medizinische Virologie der Universität Gießen, Leitung: Prof. Dr. W. Gerlich.
Zugrunde lag die völlig überraschend aufgetretene Hepatitis-B-Erkrankung eines 35-jährigen Computerfachmannes. Die nach der Labormeldung vom Gesundheitsamt angestellten Recherchen ergaben als Ereignis mit dem größten Risiko eine Tonsillektomie (Mandeloperation) 82 Tage zuvor (Regel-Inkubationszeit 60 bis 180 Tage). Am gleichen Tag war im selben OP direkt vorher ein 9-jähriger Patient adenotomiert (Polypen-Operation) worden, der dem Gesundheitsamt schon seit längerer Zeit als Hepatitis-B-Virusträger zufällig bekannt war. Bei ihm war eine sehr hohe Infektiosität vorhanden. Das OP-Team war leider ahnungslos, da der Hausarzt nicht von der Hepatitis B wusste. Diese wurde von einem anderen Arzt behandelt.
Folgende Übertragungsquellen wurden vermutet und mit dem sehr kooperativen Team diskutiert:
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Äußere Blutanhaftungen der Schläuche der Anästhesieeinheit. Diese Schläuche wurden zwischen den OPs nicht gewechselt.
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Blutreste auf den Flächen des Beistelltisches bei unzureichender Einwirkungsdauer des Desinfektionsmittels
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Abgestellte blutige Gegenstände auf einem sterilen Vorbereitungstisch für die nächste OP
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Blutreste im Absauggerät
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Mangelnde Händehygiene des Anästhesiepersonals (keine Schutzhandschuhe, keine Händedesinfektion zwischen den OPs, tragen von Armbanduhr und Ring, Umgang sowohl mit sterilen als auch mit benutzten Gegenständen)
Das Hygienemanagement des OP-Teams wurde überprüft. Verschiedene Arbeitsvorgänge wurden geändert.