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DOI: 10.1055/s-2004-828339
Entwickeln wir uns zu einer Gesellschaft von Ichlingen?
Publication History
Publication Date:
08 September 2004 (online)
Abstract
Im Zuge der Globalisierung verändern sich auch die alltäglichen Lebensformen und in der Konsequenz auch die Anforderungen an die „innere Ausstattung” der Subjekte. Die psychotherapeutischen Schulen reflektieren diese veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse sehr wenig und insofern fehlen die kritischen Diskurse, die danach fragen, was unter solchen Bedingungen Anpassung oder Widerständigkeit heißen könnte und wie emanzipatorische Ziele aussehen und gefördert werden könnten. An exemplarischen Identitätsofferten aus dem psychotherapeutischen Feld wird aufgezeigt, wie höchst unterschiedliche Antworten auf die individuellen Erfahrungen einer spätmodernen Enttraditionalisierung gegeben werden. Plädiert wird für eine Wiedergewinnung kritischer Reflexivität in der Psychotherapie.
Key words
Gesellschaftskritik - Narzissmus - Individualisierung - Identitätsarbeit - Narrationen
Literatur
- 1 Bauman Z. Zeit des Recycling: Das Vermeiden des Festgelegt-Seins. Fitness als Ziel. Psychologie und Gesellschaftskritik. 1995; 19 (74/75) 7-24
- 2 Baumeister R, Heatherton T, Tice D. Losing control. How and why people fail at self-regulation. San Diego; Academic Press 1994
- 3 Bosshart D. Die Neuerfindung des Menschen. In: TopTrends. Die wichtigsten Trends für die nächsten Jahre. Düsseldorf; Metropolitan Verlag 1995: 139-165
- 4 Ernst H. Psychotrends. Das Ich im 21. Jahrhundert. München; Piper 1996
- 5 Giddens A. Entfesselte Welt. Wie die Globalisierung unser Leben verändert. Frankfurt; Suhrkamp 2001
- 6 Heller A. Ist die Moderne lebensfähig?. Frankfurt; Campus 1995
- 7 Keupp H. Eine Gesellschaft der Ichlinge? Zum bürgerschaftlichen Engagement Heran-wachsender. München; SOS-Kinderdorf 2000
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1 Der Begriff „Ichlinge” stammt aus dem politischen Diskurs (z. B. vom bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber, der mit ihm die wachsende Anzahl von „Egoisten” meint, die nicht mehr bereit sind, sich für das Gemeinwohl zu engagieren).
2 in einem Interview mit Psychologie heute vom Juni 1995, S. 22 - 26, aus dem im weiteren Text Formulierungen aufgenommen werden.
Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. Heiner Keupp
Department Psychologie
Arbeitsgruppe Reflexive Sozialpsychologie
Universität München
Leopoldstraße 13
80803 München
Email: keupp@mail.paed.uni-muenchen.de