Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2004-828384
Demenzielle Störungen, Verhaltensauffälligkeiten und Versorgung von Klienten in Einrichtungen der Altentagespflege im Vergleich mit Heimbewohnern: Eine Querschnittsstudie in acht badischen Städten
Dementia Disorders, Behavior Problems and the Care of Clients in Geriatric Day-Care Compared to Residents in Homes for the Elderly: A Cross-Sectional Study in Eight Communities in Baden Die Durchführung der vorliegenden Untersuchung wurde unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Sozialministerium Baden-WürttembergPublication History
Publication Date:
05 October 2004 (online)
Zusammenfassung
Anliegen: Ziel der Studie ist ein Vergleich der Klienten in Einrichtungen der Altentagespflege mit Heimbewohnern hinsichtlich Pflegebedürftigkeit, demenzieller Störungen, Verhaltensauffälligkeiten und der Versorgungssituation. Methoden: Im Rahmen einer Querschnittsstudie wurden in 17 teilstationären Alteneinrichtungen in acht badischen Mittel- und Großstädten alle 257 Klienten einbezogen, die an einem bestimmten Stichtag versorgt wurden. Diese Klienten wurden verglichen mit einer Stichtagspopulation aller Bewohner (n = 1387) von 15 zufällig ausgewählten Alten- und Pflegeheimen der Stadt Mannheim, wobei identische Beurteilungsverfahren durch das qualifizierte Pflegepersonal verwendet wurden. Ergebnisse: Das Durchschnittsalter in den beiden Gruppen lag bei jeweils etwa 80 Jahren, über drei Viertel waren Frauen. Die Heimbewohner waren im Vergleich zu den Klienten der Altentagespflege wesentlich stärker in ihren Alltagsfähigkeiten, vor allem in ihrer Mobilität, eingeschränkt. Der Anteil mittelschwerer oder schwerer demenzieller Störungen lag bei den Nutzern der Tagespflege mit 58,6 % in gleicher Höhe wie bei den Heimbewohnern. Auch depressive Symptome und Verhaltensauffälligkeiten wurden bei einem erheblichen Anteil der Tagesgäste beobachtet. Während im stationären Bereich Grund- und Behandlungspflege im Vordergrund stand, spielten in den Tagespflegeeinrichtungen sozialtherapeutische Maßnahmen eine zentrale Rolle. Schlussfolgerungen: Der hohe Anteil demenzkranker und gleichzeitig mobiler Klienten in Tagespflegeeinrichtungen spricht dafür, dass besonders für diese Zielgruppe die zumindest zeitweise Entlastung pflegender Angehöriger von großer Bedeutung ist.
Abstract
Aim: The study aims to compare clients using institutions of geriatric day-care to residents in homes for the elderly with regard to functional impairment, dementia disorders, behavior problems and the care situation. Methods: A cross-sectional study of 17 geriatric day-care facilities in eight towns and cities in Baden examined the data for all 257 clients who received care on a given reference date. These clients were compared to a reference population drawn from all residents (N = 1,387) of 15 randomly selected residential and nursing homes in the city of Mannheim, whereby identical assessment procedures were used by qualified nursing staff. Results: The average age of subjects in both groups was around 80 years, over three-fourths of whom were women. Home residents were more limited than the clients of geriatric day-care facilities with regard to their activities of daily living, above all with regard to their mobility. The percentage of moderate to severe dementia disorders at 58.6 % was equally high in both groups. In addition, symptoms of depression and behavior problems were observed among a substantial number of the day-care clients. While the inpatient sector places greater emphasis on basic care and treatment, day-care institutions focus primarily on measures of social therapy. Conclusions: The high percentage of demented yet still mobile clients in day-care facilities indicates the particular importance of this target group when it comes to providing at least partial stress relief for family care-givers.
Literatur
- 1 Kuratorium Deutsche Altershilfe .Tagespflege kann Heimunterbringung verhindern - Vorteile dieser teilstationären Betreuung zu wenig bekannt - KDA fordert bessere Rahmenbedingungen. Pressemitteilung, 1997.
- 2 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) .Alter und Gesellschaft. Dritter Bericht zur Lage der älteren Generation. Berlin; Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2001
- 3 Epp G, Frerichs F, Stratmann J. Bedarfsplanung in der kommunalen Altenpolitik und Altenarbeit in Nordrhein-Westfalen, Band I. Düsseldorf; Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen 1995
- 4 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) .Möglichkeiten und Grenzen einer selbständigen Lebensführung in Einrichtungen. Integrierter Gesamtbericht zur gleichnamigen Untersuchung. Stuttgart; W. Kohlhammer 1998
- 5 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) .Vierter Bericht zur Lage der älteren Generation. Berlin; Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2002
-
6 Weyerer S, Schäufele M, Hönig T.
Demenzkranke in der stationären Versorgung. Aktuelle Situation. In: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Qualität in der stationären Versorgung Demenzerkrankter. Stuttgart; W. Kohlhammer 2001: 9-18 - 7 Mahoney F I, Barthel D W. Functional evaluation. The Barthel Index. Maryland State Medical Journal. 1965; 2 61-65
- 8 Roth M, Tym E, Mountjoy C Q, Huppert F A, Hendrie H, Verma S, Goddard R. CAMDEX. A standardized instrument for the diagnosis of mental disorder in the elderly with special reference to the early detection of dementia. British Journal of Psychiatry. 1986; 149 698-709
- 9 Hendlmeier I. Beurteilungen durch das Pflegepersonal von Alten- und Pflegeheimen in den Bereichen Alltagsaktivitäten, psychopathologische Symptome, soziale Kontakte, medizinische und pflegerische Maßnahmen - eine Reliabilitätsstudie. Heidelberg; Universität Heidelberg: Unveröffentlichte Diplomarbeit 2001
- 10 Köhler L, Schäufele M, Hendlmeier I, Weyerer S. Validation of a dementia screening scale used by nurses in old age homes. Acta Psychiatr Scand. 2004; 110, Suppl 421 47
- 11 Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen .Tagespflege in NRW. Situation und Perspektiven. Ergebnisse einer Studie des Kuratoriums Deutsche Altershilfe. Düsseldorf; Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen 1997
- 12 Busch S, Mill D, Pfaff A B. Tagespflege als Bestandteil einer umfassenden Angebotsstruktur nach Einführung der Pflegeversicherung. Gesundheitswesen. 1997; 59, Sonderheft 1 55-58
- 13 Zank S, Schacke C. Evaluation of geriatric care units: effects on patients and caregivers. J Gerontol B Psychol Sci Soc Sci. 2003; 58 195-196
- 14 Winter U. Die Zukunft der Tagespflege. Altenheim. 1998; 6 22-28
-
15 Kurz A, Jansen S, Tenge B.
Gerontopsychiatrische Versorgungsstrukturen. In: Förstl H (Hrsg) Lehrbuch der Gerontopsychiatrie und -psychotherapie. Stuttgart, New York; Georg Thieme 2003: 11-26
Prof. Dr. Siegfried Weyerer
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
Postfach 122120
68072 Mannheim
Email: weyerer@zi-mannheim.de