Dtsch Med Wochenschr 2004; 129(28/29): 1570-1573
DOI: 10.1055/s-2004-828992
CME
Endokrinologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Hypothyreose - Diagnostik

Hypothyroidism - diagnosticsP.-M Schumm-Draeger1 , O.-A Müller2
  • 13. Med. Abteilung, Krankenhaus München-Bogenhausen
  • 22. Med. Abt. Rotkreuzkrankenhaus, München
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Publikationsverlauf

eingereicht: 6.5.2004

akzeptiert: 28.6.2004

Publikationsdatum:
28. September 2004 (online)

Definition und Prävalenz der Hypothyreose

Die manifeste Hypothyreose ist durch ein über die Norm erhöhtes Serum-TSH (TSH = Thyreoidea stimulierendes Hormon) bei gleichzeitig erniedrigten peripheren Schilddrüsenfunktionswerten charakterisiert. Die subklinische Hypothyreose ist dagegen gekennzeichnet durch ein isoliert erhöhtes basales Serum-TSH (TSH >4,0 mU/l), während die peripheren Schilddrüsenfunktionswerte im Normalbereich liegen. Die Bezeichnung „milde Hypothyreose” würde diese klinisch und laborchemisch gering ausgeprägte Form der subklinischen Schilddrüsenunterfunktion besser umschreiben (Abb. [1]).

Abb. 1 Verschiedene Stadien der Schilddrüsenfunktion: Euthyreose, subklinische und manifeste Hyper- und Hypothyreose unterschiedlicher Genese [4].

Aufgrund aktueller Daten aus den USA ist davon auszugehen, dass künftig der obere Grenzwert des Serum-TSH auf 2,5 mU/l gesenkt werden muss, da mehr als 95 % von nach strengen Kriterien untersuchten gesunden euthyreoten freiwilligen Probanden Serum-TSH-Werte zwischen 0,4 und 2,5 mU/l (Abb. [2]) aufweisen. Die endgültige Diskussion zur Senkung des Serum-TSH-Wertes ist noch nicht abgeschlossen und muss langfristig durch prospektive randomisierte klinische Studien vor allem im Hinblick auf die Therapieindikation der subklinischen Hypothyreose belegt werden [4].

Abb. 2 Wie sind die gemessenen TSH-Werte klinisch zu interpretieren [6]? Neuer Referenzbereich des Serum-TSH, neue Therapiezielbereiche mit Levothyroxin (TPO-Antikörper = Antikörper gegen Schilddrüsenperoxidase).

Für die manifeste Hypothyreose liegt die Prävalenz mit 0,1-1,5 % niedrig. Hingegen beträgt die weltweite Prävalenz der subklinischen Hypothyreose zwischen 1 und 10 %. Die höchsten alters- und geschlechtsspezifischen Raten werden bei älteren Frauen (Alter > 60 Jahre) mit bis zu 20 % angegeben. Die zuletzt zitierte Studie aus Colorado [1] hat ergeben, dass die Prävalenz der subklinischen Hypothyreose bei Männern über 74 Jahren bei 16 % lag und damit vergleichbar hoch zu der Population gleichaltriger Frauen mit 21 % angenommen werden muss [1]. Der überwiegende Teil (75 %) der Patienten weist nur geringgradig erhöhte Serum-TSH-Werte auf (5-10 mU/l), 50-80 % der untersuchten Patienten haben gleichzeitig positive Antikörper-Titer gegen die Schilddrüsenperoxidase (Anti-TPO-Antikörper).

kurzgefasst: Aufgrund aktueller Daten wird diskutiert, die obere Normgrenze des Serum-TSH von 4,0 mU/l auf 2,5 mU/l zu senken. Ab hier ist zumindest eine milde Hypothyreose zu diagnostizieren.

Literatur

  • 1 Canaris G I, Mavor N R. et al . The Colorado thyroid diseases prevalence study.  Arch Intern Med. 2000;  160 526-534
  • 2 Grüters-Kieslich A, Brabant G, Dralle H, Mann K, Reiners C h, Schmid K W, Schumm-Draeger P M. Schilddrüse - Diagnostik von Schilddrüsenfunktionsstörungen und Untersuchungen zu deren Abklärung. In Rationelle Diagnostik und Therapie in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. 2. Auflage Georg Thieme Verlag Stuttgart/New York Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie, Redaktion Lehnert H 2003: 47-87
  • 3 Hotze L A, Schumm-Draeger P M. Schilddrüsenkrankheiten - Diagnose und Therapie. 5. Auflage Berliner Medizinische Verlagsanstalt GmbH 2003
  • 4 Spencer C A, Demers L. Thyroid Testing for the New Millenium.  Thyroid. 2003;  1 13
  • 5 Kordonouri O, Danne T. Diabetes-assoziierte Autoimmunerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Wie sinnvoll ist Früherkennung?.  Dtsch Med Wochenschr. 2004;  129 1145-1148
  • 6 Schumm-Draeger P M, Palitzsch K D. Nicht nur der Knoten zählt - unser Alltag mit subklinischen Funktionsstörungen der Schilddrüse,. Merck-Symposiumsband, 1. Münchner Schilddrüsensymposium Juli 2003
  • 7 Schumm-Draeger P.-M., Müller O.-A. Diagnostik der Hyperthyreose.  Dtsch Med Wochenschr. 2003;  128 496-499
  • 8 Schumm-Draeger P.-M., Müller O.-A. Therapie der Hyperthyreose.  Dtsch Med Wochenschr. 2003;  128 500-502

Prof. Dr. med. P.-M. Schumm-Draeger

3. Med. Abteilung, Krankenhaus München-Bogenhausen

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