Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 116
DOI: 10.1055/s-2004-829321

Rescue durch Bolusgaben von Iloprost bei postpartal schwer hypoxämischen ELBW-Frühgeborenen mit intrauteriner Wachstumsretardierung nach fehlendem Surfactanterfolg

JC Möller 1, M Geipel 1, S Köster 1, W Göpel 1, M Kohl 1
  • 1Klinikum Saarbrücken gGmbH, Universitätskinderklinik (Saarbrücken, Lübeck, Deutschland)

Frühgeborene der 24.-27. Gestationswoche bei extremer Wachstumsretardierung (IUGR) haben eine erhebliche Letalität. Optimales pränatalmedizinisches Management, Entbindung in einem Perinatalzentrum, Surfactanttherapie, schnelle hämodynamische Stabilisierung haben die Prognose verbessert (Lübecker Zahlen 50%). Der Surfactantresponse ist oft marginal oder nicht vorhanden. Eine ausgeprägte pulmonale Hypertension ist oft nachweisbar, ihr histologisches Äquivalent postmortal. In „Rücken an der Wand“ Situationen ist der Erfolg von NO in Einzelfällen berichtet worden. Die schlechten Ergebnisse der ersten randomisierten NO-Studien bei schwerkranken ELBW-Frühgeborenen (1) und die Schwierigkeit der Bereithaltung eines funktionierenden NO-Systemes im Notfall haben uns, basierend auf Erfahrungen mit Prostazyklin(2) – kurzdauernder Effekt, zu Rescueversuchen mit dem länger wirksamen Analogon Iloprost (Ventavis) bei diesen Kindern bewogen.

Patienten und Methodik: 10 Frühgeborene der 24.-27. Gestationswoche mit IUGR und fehlendem Surfactantresponse in der ersten Lebensstunden bei anhaltender pulsoximetrischer Sättigung <80%. Gabe von 1 bis 10 mcg Iloprost in 0,5ml Lösung als Bolus intratracheal bis ein Anstieg der Sättigung >90% erreicht wurde bzw. der Blutdruck um 20% abfiel.

Ergebnisse: kein Effekt auf die Oxygenierung bei Dosen <3 mcg, deutliche Oxygenierungsverbesserung bei Dosen von 5 mcg bei allen Kindern, bei 4 Patienten Mehrfachgaben nach Zeitabständen von 1–2 Std. Oxygenierungsverbesserung anhaltend bei 6 Kindern, die alle überlebten (die anderen 4 verstarben). Alle Kinder zeigten einen deutlichen Flush und eine Blutdruckabfall bei der niedrigst wirksamen oxygenierungsverbessernden Dosis.

Schlussfolgerung: Im Sinne eines „Hallelujaeffektes“ ist Iloprost bei diesem Kollektiv wirksam. Auch wenn als Heilversuch bei moribunden Patienten ethisch akzeptabel, muss die Beurteilung der Bedeutung zur Prognoseverbesserung (Problem -Blutdruckabfall) in kontrollierten Studien geprüft werden. In einem streng selektierten Kollektiv könnte eine solche Studie parallel zu den NO-Studien sinnvoll sein.

Literatur: (1) Schreiber et al. NEJM 349: 2099–2107, 2003; (2) de Jaegere und van Anker Eur Respir J 12: 932–934, 1998