Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 124
DOI: 10.1055/s-2004-829329

Endokrinologische Störungen nach Endoskopischer Ventrikulozisternostomie

MD Bauer 3, MJ Fritsch 1, AM Stark 1, HM Mehdorn 1, CJ Partsch 2
  • 1Klinik für Neurochirurgie und
  • 2Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Pädiatrische Endokrinologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
  • 3Diakoniekrankenhaus Flensburg, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin (Kiel, Deutschland)

Fragestellung: Patienten mit einem Hydrocephalus können mit einem Shunt oder über eine Endoskopische Verntrikulozisternostomie (ETV) versorgt werden.

Das Operationsgebiet der ETV (endoskopische Perforation des Bodens des dritten Ventrikels) steht in enger Nachbarschaft zur Hypophyse und dem Hypothalamus. In einer retrospektiven Studie wurde untersucht, ob sich langfristig endokrinologische Störungen nach dem Eingriff nachweisen lassen. Es gibt zu dem Thema bisher keine systematischen Untersuchungen.

Methoden: Es wurden von 18 Patienten (11 Mädchen/Frauen, 7 Jungen/Männer mit einem Durchschnittsalter von 6,6 Jahren), bei denen während des Kindesalters eine ETV (von 11/96–01/03) durchgeführt worden war, untersucht. Ursache des Hydrocephalus war: 7 Patienten mit Tectumgliom, 3 Patienten mit Meningomyelocele sowie 3 Patienten mit posthämorrhagischen Hydrocephalus sowie je eine primäre Aquäduktstenose, Zyste im viertem Ventrikel und eine in der hinteren Schädelgrube (glioependymal), Dandy-Walker-Syndrom und mit einer Vacterl-Assoziation. Untersucht wurde die endokrine Funktion der Nebennierenachse (ACTH, Cortisol), der Schilddrüse (TSH, fT3, fT4), der Gonaden (LH, FSH), der Wachstumshormonsekretion (IGF-1, IGFBP3) und Prolaktin. Ferner wurden Elektrolyte und Serumosmolarität bestimmt und Entwicklungsdaten (Größe, Gewicht, Länge) erhoben.

Ergebnisse: Bei 8 Patienten traten leichte bis deutlich erhöhte Prolaktinwerte auf (44%). Je 1 Patient hatte eine latente Hypothyreose, leichte ACTH-Erhöhung, kombinierter IGF-1, IGFBP-3 Mangel, Hypokaliämie mit erhöhter Serumosmolarität. Bei 7 Patienten war der Kopfumfang weiter über der 97. Perzentile, bei 2 Patienten unter der 3. Perzentile.

Schlussfolgerung: Dies sind erste retrospektive Ergebnisse zur Untersuchung nach einer ETV im Kindesalter. Als Ursache für die Hyperprolaktinämie kommt eine hypothalamische Regulationsstörung infrage.

Da die Studie nicht prospektiv angelegt war, kann ein Zusammenhang zur ETV nicht sicher ausgeschlossen werden. Mehr Patienten als erwartet zeigen endokrine Abnormalitäten. Diese Veränderungen können bei einigen Patienten durch die Grunderkrankung (Neoplasien, Meningitis, Trauma) bedingt sein. Andererseits ist anzunehmen, dass die Operation (ETV) mit Eröffnung der Tuber cinereum ebenfalls zu einer Störung der endokrinen Regulation führen kann. Weitere Untersuchungen (prä- und postoperativ) zur Entstehung und zum Verlauf der Endokrinopathie im Zusammenhang mit ETV sind notwendig, um die Ursachen und die klinische Relevanz zu klären.