Pneumologie 2004; 58(9): 643-647
DOI: 10.1055/s-2004-830045
Pro & Contra
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Autofluoreszenz in der Routine? - Pro

Autofluorescence as Routine? - ProF.  J. F.  Herth1 , F.  Stanzel2
  • 1Innere Medizin-Pneumologie, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg
  • 2Asklepios Fachkliniken München-Gauting
Die Autoren beteiligten sich an der Multizenterstudie: Autofluorescence bronchoscopy with white-light bronchoscopy compared to white-light bronchoscopy alone for the detection of precancerous lesions: A European randomized controlled multicenter trial.Diese Studie wurde von der Fa. Karl Storz GmbH & Co., Tuttlingen unterstützt.
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Publication Date:
01 September 2004 (online)

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Einleitung

Das Bronchialkarzinom ist weltweit der häufigste Krebs des Mannes. Kolorektales Karzinom, Mammakarzinom und Zervixkarzinom zusammen haben eine geringere Inzidenz als das Bronchialkarzinom. In der westlichen Welt ist dieser Tumor die häufigste Krebstodesursache mit abnehmender Tendenz beim Mann, aber stark zunehmend bei der Frau. Steigende Mortalitätsraten werden auch aus den Entwicklungsländern berichtet [1].

Trotz aller Anstrengungen der letzten Jahrzehnte ist die Prognose des Bronchialkarzinoms schlecht. Allenfalls 15 % aller Patienten erreichen die 5-Jahresüberlebensgrenze [2]. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass dieser Tumor keine Frühsymptome aufweist. Bei Erstdiagnose liegen bereits in zwei Drittel der Fälle mediastinale Lymphknotenmetastasen oder Fernmetastasen vor, so dass kein kurativer Therapieansatz mehr möglich ist. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium sind die therapeutischen Optionen selbst in einem interdisziplinären Behandlungskonzept sehr beschränkt [1]. Dagegen ist seit langem bekannt, dass die Chancen einer Heilung deutlich verbessert sind, wenn die Krankheit in frühen Stadien entdeckt wird [3]. Das ist heute sogar mit endoskopischen Mitteln ohne chirurgischen Eingriff möglich, z. B. mittels Laserabtragung, photodynamischer Therapie (PDT) oder endoluminaler Hochdosis-Radiotherapie (HDR oder Brachytherapie) [4].

Vor dem Hintergrund der erschreckend hohen Mortalität wurden in den 70er-Jahren Screening-Programme untersucht, die eine Bronchialkarzinom-Früherkennung mittels Thoraxröntgenaufnahmen und/oder zytologischer Untersuchung expektorierten Sputums zum Ziel hatten [5] [6] [7]. Obwohl mehr als 30 000 Probanden in diese prospektiven, randomisierten, kontrollierten Studien eingeschlossen wurden, ließ sich statistisch keine Senkung der Mortalität nachweisen. Die Analyse dieser Studien zeigte, dass durch Sputumzytologie nur ein kleiner Teil der gefundenen Tumoren nachgewiesen wurde. Konsequenz der Studien war, dass eine Empfehlung, ein Bronchialkarzinom-Screening durchzuführen, nicht gegeben werden kann. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass in Risikogruppen eine Früherkennung prinzipiell möglich ist.

Im Bestreben, die Prognose des Bronchialkarzinoms zu verbessern und damit die Überlebenschancen für Betroffene zu vergrößern, ist die Aufmerksamkeit auf die Diagnose des Bronchialkarzinoms im asymptomatischen Frühstadium gerichtet. Die regelmäßige endoskopische Untersuchung sämtlicher Raucher, selbst einer definierten Kumulativdosis, übersteigt das ökonomisch sinnvolle Maß [1]. Für diese Aufgabe aber haben sich in den vergangenen Jahren mit dem Einsatz immunhistochemischer Methoden, der Zytometrie, der Polymerasekettenreaktion, dem Nachweis von Überexpressionen oder Hypermethylierungen neue Möglichkeiten ergeben, die die Diskussion um Screnningprogramme erneut entfacht haben [1] [8] [9].

Sensitivere Nachweismethoden im Sputum müssen durch erfolgreichere Verfahren zur Lokalisation von karzinomatösen Frühveränderungen ergänzt werden, um die Krankheit in einer Phase zu erfassen, in der Aussicht auf Heilung besteht. Zudem entwickeln sich 50 - 60 % der Plattenepithelkarzinome in den zentralen Atemwegen [10], die bronchoskopisch erreicht werden können. Dennoch sind die Ergebnisse der Weißlichtbronchoskopie enttäuschend [3] [11]. Frühe maligne Veränderungen wie intraepitheliale Neoplasien verursachen nur diskrete, lokalisierte Oberflächenveränderungen wie Verdickung von Karinen, verstrichene Schleimhaut, Schleimhautödem, Gefäßdilatation oder eine Auffälligkeit des Lichtreflexes. Insbesondere vor dem Hintergrund häufig entzündlich veränderter Bronchialschleimhaut bei diesen Risikopatienten sind solche subtilen Zeichen schwer erfassbar und wenig spezifisch [11]. Anfang der 90er-Jahren wurde die Autofluoreszenz-Bronchoskopie (AFB) in die Diagnostik eingeführt, um die Früherkennung zentraler prämaligner und maligner Veränderungen im Bronchialsystem zu verbessern.

Literatur

PD Dr. med. Felix J. F. Herth

Abteilung Innere Medizin-Pneumologie · Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg

Amalienstr. 5

69126 Heidelberg

Email: Felix.Herth@thoraxklinik-heidelberg.de