Z Gastroenterol 2004; 42 - P085
DOI: 10.1055/s-2004-831539

Die pathophysiologische Bedeutung von Makrophagen und Epithelzellen bei Morbus Crohn – Lektionen aus der Knochenmarkstransplantation

G Rogler 1, H Herfarth 2, J Brenmoehl 2, AM Dickinson 3, G Jackson 3, H Greinix 4, G Fischer 5, J Hahn 2, G Eissner 2, R Andreesen 2, J Schölmerich 1, E Holler 2
  • 1Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I
  • 2Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I der Universität Regensburg
  • 3Clinical and Laboratory Sciences, Hematological Sciences, Medical Department, Univ. of Newcastle upon Tyne
  • 41. Medizinische Klinik, BMT, Wien
  • 5Department of Blood Group Serology, Universität Wien

Hintergrund: NOD2/CARD15 wurde als intrazytoplasmatischer Sensor für bakterielles Muramyldipeptid (MDP) in monozytären Zellen sowie in intestinalen Epithelzellen (IEZ) und Paneth Zellen beschrieben. Eine signifikante Assoziation zwischen Mutationen (single nucleotide polymorphisms [SNPs] 8, 12 und 13) im NOD2/CARD15 Gen, und einem erhöhten Risiko, einen Morbus Crohn (MC) zu entwickeln, wurde reproduzierbar beschrieben. Da sich die histologischen Veränderungen bei MC und Graft-versus-Host Disease (GvHD) nach Knochenmarkstransplantation (KMT) im terminalen Ileum sehr ähnlich sind, untersuchten wir, ob NOD2/CARD15 SNPs eine Rolle in der Pathogenese der GvHD spielen könnten.

Methoden: DNA Proben aus 2 Kohorten von 169 konsekutiven Empfänger (-E-) /Donor (-D-) Paaren aus Regensburg und 102 E/D Paare aus Newcastle und Wien wurden mittels einer sensitiven Taqman PCR auf Anwesenheit der SNP 8,12 und 13 untersucht. Die Ergebnisse wurden mit dem klinischen Verlauf verglichen.

Ergebnisse: In der ersten Kohorte stieg die Inzidenz einer schweren GvHD von 18% bei E/D Paaren ohne Mutationen auf 44% bei Paaren mit entweder E oder D Mutationen. Die Transplantation related mortality (TRM) stieg von 33 auf 60% (HR 2.3, p 0.002). Der Effekt der NOD2/CARD15 Mutationen trat bei Patienten (12 Paare), bei denen sowohl E als auch D Mutationen auswiesen noch stärker hervor: Die Frequenz der schweren GvHD stieg von 19 auf 58% (p 0.002) und die TRM von 20% auf 83% (p 0.001, HR 3.9). In der zweiten Kohorte konnten diese Daten bestätigt werden. Die schlechteste Prognose hatten wiederum Patienten bei denen sowohl E als auch D Mutationen hatten, die TRM lag bei 60% (p 0.01). Die Assoziation der NOD2/CARD15 Mutationen konnte als unabhängiger Risikofaktor für TRM in einer Multivarianzanalyse bestätigt werden.

Schlussfolgerung: Unsere Daten in 2 unabhängigen Patientenkohorten legen eine wichtige Rolle von NOD2/CARD15 Mutationen bei der GvHD nach allogener KMT nahe. Eine gestörte antibakterielle Antwort sowohl in IEZ/Paneth Zellen in der Empfänger-Mukosa als auch in den Donor-Monozyten ist relevant und könnte zu einer verstärkten bakteriellen Translokation führen.