Z Gastroenterol 2004; 42 - P114
DOI: 10.1055/s-2004-831568

Nodulär regenerative Hyperplasie der Leber unter 6-Thioguanintherapie bei CED Patienten

J Seiderer 1, A Teml 2, W Reinisch 2, C Zech 3, J Diebold 4, F Wrba 5, S Schönberg 3, W Schima 6, B Göke 1, T Ochsenkühn 1
  • 1Medizinische Klinik II, Klinikum Großhadern, Universität München (LMU)
  • 2AKH Wien, Medizinische Klinik IV
  • 3Abteilung für Radiologie, Klinikum Großhadern, LMU München
  • 4Pathologisches Institut, LMU München
  • 5Pathologisches Institut, AKH Wien
  • 6Abteilung für Radiologie, AKH Wien

Hintergrund: 6-Thioguanin (6-TG) stellt eine Alternative für Patienten mit chronisch-entzuendlichen Darmerkrankungen (CED) dar, falls Azathioprin (AZA) oder 6-Mercaptopurin (6-MP) nicht wirken sind bzw. nicht vertragen werden. Berichte über eine mögliche Hepatotoxizität durch 6-TG, insbesondere über eine nodulär regenerative Hyperplasie der Leber (NRH), haben jedoch zu einer skeptischen Betrachtung dieser Substanz geführt. Ziel unserer Multicenter-Studie war daher die Evaluation von CED Patienten unter 6-TG mittels Leberbiopsie und MRT. Methoden: 22 Patienten (Alter 18–58) mit C. ulcerosa (n=7) oder M. Crohn (n=15) unter Therapie mit 6-Thioguanin (10–40mg/d) über mind. 6 Monate wurden eingeschlossen. Patientendaten wie med. Vorgeschichte, Vormedikation mit Aza, 6-MP oder Steroiden, Begleitmedikation, klinisches Ansprechen und Nebenwirkungen der 6-TG Therapie wurden aus den Akten erhoben. Bei allen Patienten wurden Blutbild- und Leberwertveränderungen, ANA, AFP sowie die TG-Level bestimmt. Alle Patienten wurden mittels Leberbiopsie sowie einem MRT Leber-Protokoll untersucht. Die Leberhistologien sowie die MRT-Befunde wurden unabhängig voneinander verblindet ausgewertet und die Diagnose nodulär regenerative Hyperplasie (NRH) nach vordefinierten Kriterien gestellt. Ergebnisse: In 5 von 22 Patienten (23%) wurden NRH-typische Veränderungen in der Leberbiopsie gefunden, in 5 weiteren Patienten wurde die Diagnose einer Steatosis hepatis gestellt. Alle Patienten mit NRH waren klinisch asymptomatisch und nur 3 dieser Patienten hatten Laborveränderungen gezeigt (AP und GGT). Die MRT Untersuchung führte zur Diagnose NRH in 3 der 5 Patienten mit histologisch gesicherter NRH und zum Ausschluss der Diagnose NRH in 15 von 17 histologisch unauffälligen Patienten (Sensitivität 60%, Spezifität 88%). Zusammenfassung: Unsere Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang der 6-Thioguanintherapie mit dem Auftreten von Leberveränderungen wie NRH oder Steatosis hepatis. Die MRT Untersuchung kann mit guter Sensitivität und Spezifität nicht-invasiv zur Diagnosestellung beitragen. Die klinische Signifikanz dieser Ergebnisse wird derzeit an insgesamt 40 Patienten aus 3 Studienzentren überprüft und soll präsentiert werden.