Z Gastroenterol 2004; 42 - P118
DOI: 10.1055/s-2004-831572

Intensivierte Lebensstilmodifikation bei Patienten mit Colitis ulcerosa: Auswirkungen auf Lebensqualität, psychoneuroimmunologische Variablen und Entzündungsmarker im Stuhl

J Langhorst 1, S Elsenbruch 2, T Müller 1, K Popkirowa 3, R Lüdtke 4, A Paul 1, U Franken 1, G Spahn 1, A Michalsen 1, M Schedlowski 2, G Dobos 1
  • 1Innere Medizin V, Kliniken Essen-Mitte, Knappschaftskrankenhaus
  • 2Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Essen
  • 3Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Essen
  • 4Karl und Veronica Carstens-Stiftung

Einleitung : Während die medikamentöse Therapie der Colitis ulcerosa in den letzten Jahren eine weitere Optimierung erfahren hat, wird die Bedeutung von psychologischer Variablen und Faktoren des Lebensstils für den Krankheitsverlauf weiterhin kontrovers diskutiert und nicht strukturiert in die Therapie integriert. Methodik: In einer randomisierten, kontrollierten Studie mit Wartegruppendesign erhielten 15 der insgesamt 30 Patienten ein 60-stündiges Übungsprogramm über 10 Wochen mit den Elementen Stress-Erkennung und Reduktion, Bewegungstherapie, Ernährungstherapie, spezielle behaviorale Techniken und naturheilkundliche Selbsthilfestrategien. Die Untersuchung der Lebensqualität und psychometrischer Variablen erfolgte mit standardisierten Meßinstrumenten (IBDQ, SF–36, SCL–90, HADS). Zur Baseline und nach Abschluss der Intervention erfolgte die Bestimmung neuroendokriner and zellulärer Immunparameter sowie Entzündungsmarker im Stuhl. Ergebnisse : In der Interventionsgruppe verbesserte sich der IBDQ-Gesamtscore von 160 auf 179,2 zum Therapieende und auf 176 drei Monate nach Ende der Therapie. Im Vergleich zur Kontrollgruppe ergab sich für die Belastung durch Darmsymptome eine signifikante Verbesserung (p=0.0091). Der SF–36 zeigte signifikante Verbesserungen für den psychischen Summenscore (p=0.028) sowie für die Subskalen Vitalität (p=0.008), emotionale Rollenfunktion (p=0.06) und körperliche Rollenfunktion (p=0.08). Im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe zeigten beide Patientengruppen eine signifikant verminderte basale TNF-alpha Produktion. Plasma Cortisol, Catecholamine im Urin, die Verteilung zirkulierender Leukozyten- und Lymphozytensubpopulationen zeigten keine signifikanten Veränderungen nach Therapieende. Bei weitgehend unveränderter Kontrollgruppe bildete sich der Stuhlentzündungsparameter PNM-Elastase in der Therapiegruppe bei 5 von 11 Patienten mit initial pathologischen Werten in den Normbereich zurück. Schlussfolgerungen: Eine intensivierte Lebensstilmodifikation verbessert die Lebensqualität von Patienten mit Colitis ulcerosa. Veränderungen des Stuhlentzündungsparameters weisen auf eine Beeinflussung der Krankheitsaktivität hin.