Z Gastroenterol 2004; 42 - P122
DOI: 10.1055/s-2004-831576

Serum Procalcitonin ist hilfreich in der Differenzierung von chronisch entzuendlichen Darmerkrankungen und infektioeser Enterokolitis

K Herrlinger 1, G Weitz 2, R Dittmann 3, J Wehkamp 1, M Schwab 4, D Ludwig 2, EF Stange 1, K Fellermann 1
  • 1Robert-Bosch Krankenhaus
  • 2Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck, Med. Klinik I, Abt. f. Gastroenterologie
  • 3Institut fuer Mikrobiologie, Universitaetsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Luebeck, Luebeck
  • 4Margarete-Fischer-Bosch Institut fuer Klinische Pharmakologie, Stuttgart

Hintergrund: Die Unterscheidung eines akuten Schubes einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) von einer infektiösen (Entero-) Kolitis ist oft schwierig. Procalcitonin (PCT) ist ein spezifischer Marker für bakterielle Infektionen. Ziel dieser prospektiven Studie war, den Stellenwert von PCT in der Differenzierung dieser beiden klinischen Situationen zu testen. Weiterhin wurde der Einfluss der Krankheitsaktivität der CED auf die PCT-Spiegel untersucht.

Patienten: 76 Patienten (26 Morbus Crohn-MC, 25 Colitis ulcerosa-CU und 25 Patienten mit infektiöser (Entero-) Kolitis wurden prospektiv untersucht. Serum PCT-Spiegel wurden über einen immunoluminometrischen Assay bestimmt, ebenso wie C-reaktives Protein (CRP), Leukozytenzahl und Stuhlkulturen. Die Krankheitsaktivität wurde bei MC über die Berechnung des Crohn's disease activity index (CDAI) bzw. bei CU über den Truelove Index bestimmt.

Ergebnisse: Patienten mit infektiöser Kolitis wiesen signifikant höhere PCT-Spiegel auf als Patienten mit CED (0.36 ng/ml, range 0.18–1.7 vs. 0.10 ng/ml, range 0.08–0.5, p<0.001). Für PCT Werte >0.4 lag die Sensitivität für eine infektiöse Enterokolitis bei 92% und die Spezifität bei 96%. Der positive prädiktive Wert für eine infektiöse Enterokolitis betrug 96%, der negative prädiktive Wert 93%. Bei allen CED-Patienten lagen die PCT-Werte im Normbereich, allerdings signifikant höher bei aktiver Erkrankung im Vergleich zu Patienten in Remission (0.13 ng/ml, range 0.08–0.5 vs. 0.09 ng/ml, range 0.08–0.15, p<0.001). Dieser Unterschied war bei MC (0.11 ng/ml, range 0.08–0.2 vs. 0.09 ng/ml, range 0.08–0.15, p<0.05) weniger ausgeprägt als bei CU (0.14 ng/ml, range 0.08–0.5 vs. 0.09 ng/ml, range 0.08–0.11, p<0.01). Bei Patienten mit MC korrelierten die PCT Spiegel signifikant mit dem CDAI (r=0.5, p<0.01).

Zusammenfassung: PCT kann in zweierlei Hinsicht hilfreich in der CED-Diagnostik sein. Erhöhte Werte zeigen eine infektiöse Ursache an, bei entsprechender Klinik am ehesten eine infektiöse Enterokolitis. Bei Patienten mit CED kann PCT, obwohl innerhalb des Normbereichs, einen zusätzlichen Marker für die Krankheitsaktivität darstellen.