Viszeralchirurgie 2004; 39(6): 483-494
DOI: 10.1055/s-2004-832387
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Leber-Lebendspende-Transplantation

Living-related Liver TransplantationD. C. Bröring1 , X. Rogiers1
  • 1Klinik für Hepatobiliäre Chirurgie und Viszerale Transplantation, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
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Publication Date:
01 December 2004 (online)

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Einleitung und Geschichte

In den 60er- und 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte sich die Lebertransplantation zu einer durchführbaren Therapieoption für Patienten mit einer terminalen Leberzirrhose. 1984 wurden die Ergebnisse der ersten Serien der amerikanischen Gesundheitsbehörde (NIH) vorgestellt und die Lebertransplantation daraufhin vom NIH als Therapie für Patienten mit einer terminalen Leberzirrhose akzeptiert [1]. Dies führte zu einer rasanten Steigerung der Lebertransplantationen in Amerika und Westeuropa, die nur durch die zur Verfügung stehende Spenderzahl gebremst wurde. In den folgenden Jahren entwickelte sich der Organmangel zum größten Problem in der Transplantationsmedizin mit zunehmender Sterblichkeit auf den Wartelisten.

Zur selben Zeit löste die systematische Beschreibung der intrahepatischen Gefäßanatomie und Segmentation der Leber durch C. Couinaud eine rasche Evolution in der Leberchirurgie aus [2]. Hierdurch wurde es möglich, Leberteilresektionen unter Respektierung der anatomischen Grenzschichten und der Perfusion der zurückbleibenden Segmente durchzuführen. Sehr früh wurde realisiert, dass dies den Weg zur Entwicklung der Transplantation von größenreduzierten Lebern, zur Splitleber-Transplantation und Leber-Lebendspende ebnen würde [3] [4].

1984 erfolgte die erste erfolgreiche Übertragung einer größenreduzierten Leber eines erwachsenen Fremdspenders auf einen kindlichen Empfänger [5].

1988 gelang zeitgleich den Teams in Hannover und Paris [6] [7] die Teilung einer Spenderleber in 2 Transplantate und die erfolgreiche Übertragung auf zwei Empfänger.

Die Erfolge der Splitleber-Transplantationen sowie die zunehmende Sicherheit in der Leberchirurgie nährte die Idee einen Teil der Leber von einem lebenden Spender zu entnehmen und in einen kleineren Empfänger zu transplantieren. Ende der 80er-Jahre fanden an der University of Chicago intensive ethische Überlegungen über das Einwilligungsverfahren des Spenders und zu den Voraussetzungen unter denen dieses neue chirurgische Verfahren angewandt werden dürfe, statt [8] [9] [10]. Erste Einzelfälle wurden 1989 in Australien [11] und Brasilien [12] durchgeführt und schließlich die erste Serie unter enger institutioneller Kontrolle und psychologischer Begleitung durch C. Broelsch et al. vorgelegt [13] [14]. Die Leber-Lebendspende wurde ebenfalls durch C. Broelsch 1991 in Europa eingeführt (Abb. [1]) und in Japan weiterentwickelt, wo sie, aufgrund der fehlenden Fremdspender, die rasanteste Entwicklung erfuhr. Trotz intensiver ethischer Diskussionen in der westlichen Welt, erwies sich die Leber-Lebendspende bald als unverzichtbares Instrument in den erfolgreichen Kinder-Lebertransplantationszentren. Durch die gleichzeitige Anwendung der Leber-Lebendspende (LDLT) und der Splitleber-Transplantation (SLT) sank die Sterblichkeit der Kinder auf der Warteliste auf beinahe Null [15] [16]. Der Erfolg in der Kinder-Lebertransplantation und die weiterhin zunehmende Knappheit der Fremdspenderorgane lieferten den nötigen Anreiz, die Lebendspende für Erwachsene anzubieten. Die ersten Versuche erwachsene Empfänger mit linken Leberlappen zu transplantieren zeigten unbefriedigende Ergebnisse, da das transplantierte Lebervolumen für den erwachsenen Empfänger häufig zu gering ausfiel. Erst die Entwicklung der systematischen Übertragung des rechten Leberlappens in Asien [17] [18] und durch A. Marcos in den USA [19] brachte den Durchbruch in der Leber-Lebendspende für erwachsene Empfänger.

Abb. 1 Entwicklung der Leber-Lebendspende am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf seit Einführung im Jahr 1991.

Bis heute sind allein in Europa mehr als 1 000 Leber-Lebendspenden durchgeführt worden, wobei hiervon die meisten in Deutschland erfolgten. Tab. [1] zeigt die europäische Leber-Lebendspendeaktivität der letzten Jahre in den großen Zentren.

Tab. 1 Leber-Lebendspendeaktivität in den größten Zentren im Eurotransplantbereich der letzten Jahre (inklusive Dominotransplantationen) Zentrum 2001 2002 2003 Jan-Jun 2004 Hamburg 20 25 23 17 Essen 23 19 20 10 Berlin 21 19 16 4 Hannover 11 11 10 1 Brüssel St. Luc 12 10 21 4 Gent 12 14 17 7 Innsbruck 2 2 3 1 Wien 0 2 3 3 Leipzig 0 4 3 1 Mainz 4 3 6 0 Rotterdam 0 2 0 2

Literautur

Dr. D. C. Bröring

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