Der Klinikarzt 2004; 33(8/09): XVI
DOI: 10.1055/s-2004-834385
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"Hypertonie-Blickdiagnose" - Auch die Augen verraten ein Risiko

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Publication Date:
23 September 2004 (online)

 

Quelle: Smith W, Wang JJ, Wong TY et al. Retinal arteriolar narrowing is associated with 5-year incident severe hypertension. The Blue Mountains Eye Study. Hypertension 2004; 44: 1-5

Thema: Der Entwicklung einer schweren Hypertonie können strukturelle Änderungen in den retinalen Blutgefäßen vorangehen, so das Ergebnis einiger Studien. Und die Münsteraner Altern- und Retinastudie (MARS) ließ einen Zusammenhang zwischen den Parametern einer Dyslipidämie (Reduktion des HDL-Werts bei gleichzeitigem Anstieg des HDL/LDL-Quotienten) der Arteriosklerose und der altersabhängigen Makuladegeneration vermuten. Ob aber Änderungen der retinalen Blutgefäße unabhängige Prädiktoren eines Bluthochdrucks sind, ist bislang nicht klar.

Projekt: Diesen Aspekt untersuchten die Initiatoren der Blue Mountains Eye Study, indem sie in einem Kollektiv von 3654 älteren Personen (mindestens 49 Jahre) neu auftretende Fälle einer Hypertonie erfassten. Bei der ersten Untersuchung fotografierten die Autoren die Retina der Probanden und überprüften diese auf arterioläre Veränderungen (z.B. Gefäßdurchmesser). Nach fünf Jahren erschienen noch 2335 Patienten, 1319 davon waren zu Beginn der Beobachtungsstudie normotensiv gewesen oder wiesen damals nur eine milde Hypertonie auf.

Ergebnis: 29,6% dieser zu Beginn eher unauffälligen Personen entwickelten in den fünf Jahren eine schwere Hypertonie. Definiert war diese entweder durch einen systolischen Blutdruckwert von mindestens 160 mmHg und/oder einem diastolischen Wert von mindestens 100 mmHg bzw. der Einnahme von Antihypertensiva. Nach Adjustierung mehrerer vaskulärer Risikofaktoren hatten die Patienten mit den engsten retinalen Blutgefäßen ein 2,6-fach höheres Risiko, eine Hypertonie zu entwickeln, als Personen der Quintile mit den weitesten Gefäßen. Sogar nach einer Adjustierung des anfänglichen Blutdrucks blieb diese Assoziation signifikant.

Fazit: Die Autoren meinen daher, dass eine Verengung retinaler Arteriolen die Entwicklung einer Hypertonie vorhersagen kann - und zwar unabhängig von anderen Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Body Mass Index, Rauchen, Blutzuckerwerten und Blutdruck. Möglicherweise könne sich dieses mit den retinalen Zeichen assoziierte Risiko zu dem Risiko bei vorausgehendem Bluthochdruck hinzu addieren, sodass eine Verengung der retinalen Gefäße ein zusätzliches Risiko bedeutet.

Key Words: Retina - Arteriolen - Bluthochdruck