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DOI: 10.1055/s-2004-834554
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Rechtsextremismus und sozialer Distanz gegenüber psychisch Kranken?
Ergebnisse einer Repräsentativerhebung bei der deutschen AllgemeinbevölkerungIs there a Connection between Right-Wing Extremism and Social Distancing from Mentally Ill People?Results from a Representative Survey among the Adult German PopulationPublication History
Publication Date:
15 February 2005 (online)
Zusammenfassung
Anliegen: Es gibt Hinweise darauf, dass ein Zusammenhang zwischen rechtsextremer Orientierung und der Einstellung zu psychisch Kranken besteht. Dies soll am Beispiel der sozialen Distanz untersucht werden. Methode: Im Jahre 2002 wurde bei der deutschen Erwachsenenbevölkerung eine Repräsentativerhebung durchgeführt (n = 2089). Die soziale Distanz wurde anhand einer Frage aus der europäischen Wertestudie erfasst. Für die Messung rechtsextremer Einstellungen wurde die von Niedermayer und Faller entwickelte Skala benutzt. Ergebnisse: Es fand sich nur ein marginaler Zusammenhang zwischen Rechtsextremismus und sozialer Distanz gegenüber psychisch Kranken, der zudem nicht konsistent war. Diskussion: Es wäre voreilig, aus diesem „negativem” Ergebnis den Schluss zu ziehen, dass eine rechtsradikale Orientierung prinzipiell keinen Einfluss auf die Einstellung zu psychisch Kranken hat, wurde doch nur eine Form möglicher Diskriminierung untersucht.
Abstract
Objective: There are indications of a link between right-wing extremist orientation and attitudes towards people with mental illnesses. Social distance is used to investigate this. Method: In 2002, a representative survey was conducted among the German adult population (n = 2089). Social distance was measured using a question from the European values surveys. Right-wing extremist attitudes were measured with a scale developed by Niedermayer and Faller. Results: Only a marginal link between right-wing extremism and social distance towards people with mental illnesses was found which, moreover, showed an inconsistent pattern. Discussion: It would be premature to conclude from this „negative” finding that a right-wing extremist orientation has no influence on the attitude towards people with mental illnesses, especially in the light of only one form of discrimination being investigated here.
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Prof. Dr. Matthias C. Angermeyer
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie · Universität Leipzig
Johannisallee 20
04317 Leipzig
Email: krausem@medizin.uni-leipzig.de