PiD - Psychotherapie im Dialog 2005; 6(1): 27-33
DOI: 10.1055/s-2004-834661
Aus der Praxis
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tiefenpsychologische Schmerztherapie

Mathias  Dunkel
Further Information

Publication History

Publication Date:
24 March 2005 (online)

Zusammenfassung

Schmerz ist ein subjektives psychosomatisches Phänomen, welches sich nicht ausschließlich naturwissenschaftlich erklären lässt und als biopsychosoziales Geschehen verstanden werden muss. Schmerz ist zwar häufig eine Folge der Aktivierung des nozizeptiven Systems, aber nicht jede Erregung von Nozizeptoren ist von Schmerzen gefolgt. Schmerzen können auch ohne eine Erregung von Nozizeptoren auftreten. Die Schmerzempfindung korreliert mit der bewussten und unbewussten Schmerzbewertung. Chronischer Schmerz hat auch immer eine tiefenpsychologische Bedeutung, weshalb die subjektive Bedeutung des chronischen Schmerzes mit den Patienten erarbeitet werden muss. Das Charakteristikum der unzureichend desomatisierten und damit nicht ausdrückbaren Affekte erzeugt oft eine Erhöhung vegetativer Spannungen, die bei vielen Patienten zu Schmerzen führen können. Bei vielen Schmerzpatienten findet sich ein überhöhtes Ich-Ideal, gepaart mit einem überstrengen Über-Ich und daraus resultierend ein völlig überhöhtes Arbeitsethos, was vegetativ oft zu dauerhafter Spannung und damit zu Schmerzen führen kann.

Literatur

  • 1 Ader R, Cohen N. Behaviorally conditioned immunsuppression.  Psychosom Med. 1975;  37 333-340
  • 2 Adler R, Herrmann J, Köhle K, Schonecke O W, Uexküll T von, Wesiak W (Hrsg). Psychosomatische Medizin/Thure von Uexküll. 4. neubearb. u. erw. Aufl. München, Wien, Baltimore; Urban u. Schwarzenberg 1990
  • 3 Birbaumer N R, Schmidt F. Biologische Psychologie. Wien, New York; Springer 1999
  • 4 Dunkel R M. Das Kreuz mit dem Kreuz: Rückenschmerzen psychosomatisch verstehen und behandeln. München, Basel; E. Reinhardt Verlag 2004
  • 5 Egle U, Hoffmann S (Hrsg). Der Schmerzkranke: Grundlagen, Pathogenese, Klinik und Therapie chronischer Schmerzsyndrome aus bio-psycho-sozialer Sicht. Stuttgart, New York; Schattauer 1993
  • 6 Freud S. Bruchstück einer Hysterie-Analyse. Gesammelte Werke V. Frankfurt/M; Fischer Verlag 1905
  • 7 Gehling M, Tryba M. Unterschiede zwischen akutem und chronischem Schmerz. In: Zenz M, Jurna I (Hrsg) Lehrbuch der Schmerztherapie: Grundlagen, Theorie und Praxis für Aus- und Weiterbildung. 2. neu bearb. Aufl. Stuttgart; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2001
  • 8 Harrer G. Affekt und Muskelspannung. In: Weintraub A u. Mitarb. (Hrsg) Psychosomatische Schmerzsyndrome des Bewegungsapparates. Basel, Stuttgart; Schwabe & Co Verlag 1975: 58-67
  • 9 Hoffmann S, Hochapfel G. Einführung in die Neurosenlehre und psychosomatische Medizin. 4. erw. Aufl., unveränd. Nachdr. Stuttgart, New York; Schattauer 1992
  • 10 Janus L. Psychophysiologische Untersuchungen bei funktionellen Muskelverspannungen im Nackenbereich. In: Weintraub A u. Mitarb. (Hrsg) Psychosomatische Schmerzsyndrome des Bewegungsapparates. Basel/Stuttgart; Schwabe & Co Verlag 1975: 39-40
  • 11 Klußmann R. Psychosomatische Medizin. Wien, New York; Springer Verlag 1992
  • 12 Kropiunigg U. Psyche und Immunsystem. Wien, New York; Springer Verlag 1990
  • 13 Kütemeyer M, Schultz U. Psychosomatik des Lumbo-Ischialgie-Syndroms. In: Uexküll T v (Hrsg) Lehrbuch der psychosomatischen Medizin. 3. Aufl. München; Urban & Schwarzenberg 1991: 835-846
  • 14 Labhardt F. Allgemeine Betrachtungen zur psychosomatischen Medizin, unter Berücksichtigung rheumatischer Erkrankungen. In: Weintraub A u. Mitarb. (Hrsg) Psychosomatische Schmerzsyndrome des Bewegungsapparates. Basel/Stuttgart; Schwabe & Co Verlag 1975: 47-57
  • 15 Larbig W. Kultur und Schmerz. In: Hoefert H-W, Kröner-Herwig B (Hrsg) Schmerzbehandlung: psychologische und medikamentöse Interventionen. München, Basel; E. Reinhardt Verlag 1999
  • 16 Lindemann H. Überleben im Stress. Autogenes Training. Der Weg zu Entspannung - Gesundheit - Leistungssteigerung. München; Wilhelm Heyne Verlag 1977
  • 17 Morris D B. Geschichte des Schmerzes. Frankfurt/M; Suhrkamp taschenbuch 2529 1996
  • 18 Overbeck G, Overbeck A (Hrsg). Seelischer Konflikt - körperliches Leiden: Reader zur psychoanalytischen Psychosomatik. 4. Aufl. (Reprints Psychologie, Bd. 27). Eschborn bei Frankfurt/M; Fachbuchhandlung für Psychologie 1988
  • 19 Schedlowski M, Tewes U (Hrsg). Psychoneuroimmunologie. Heidelberg, Berlin, Oxford; Spektrum, Akad. Verl. 1996
  • 20 Schultz-Venrath U. Chronische Lumbago-Ischialgie-Syndrome. In: Egle U, Hoffmann S (Hrsg) Der Schmerzkranke: Grundlagen, Pathogenese, Klinik und Therapie chronischer Schmerzsyndrome aus bio-psycho-sozialer Sicht. Stuttgart/New York; Schattauer 1993
  • 21 Schur M. Zur Metapsychologie der Somatisierung. In: Overbeck G, Overbeck A (Hrsg) Seelischer Konflikt - körperliches Leiden: Reader zur psychoanalytischen Psychosomatik. 4. Aufl. (Reprints Psychologie, Bd. 27). Eschborn bei Frankfurt/M; Fachbuchhandlung für Psychologie 1988
  • 22 Tittel K. Beschreibende u. funktionelle Anatomie des Menschen. 13. völlig überarb. u. erw. Aufl. München, Jena; Urban u. Fischer 2000
  • 23 Uexküll T von, Wesiak W. Wissenschaftstheorie und Psychosomatische Medizin, ein bio-psycho-soziales Modell. In: Adler R (Hrsg) Psychosomatische Medizin/Thure von Uexküll. 4. neubearb. u. erw. Aufl. München, Wien, Baltimore; Urban u. Schwarzenberg 1990: 5-36
  • 24 Weintraub A. Psychosomatische Schmerzsyndrome des Bewegungsapparates und ihre Konfliktspezifität. In: Weintraub A u. Mitarb. (Hrsg) Psychosomatische Schmerzsyndrome des Bewegungsapparates. Basel/Stuttgart; Schwabe & Co Verlag 1975: 153-165
  • 25 Weintraub A, Battegay R, Beck D, Kagans G, Labhardt F, Müller W (Hrsg). Psychosomatische Schmerzsyndrome des Bewegungsapparates. Basel, Stuttgart; Schwabe & Co Verlag 1975

Korrespondenzadresse:

Dr. med. R. Mathias Dunkel

Parkstraße 7a

65189 Wiesbaden