Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - 49
DOI: 10.1055/s-2004-835004

Der Erlanger „Robbi-Club“ – ein ambulantes Therapieprogramm für adipöse Kinder

R Jung 1, C Weigel 1, K Kokocinski 1, P Lederer 1, W Rascher 1, I Knerr 1
  • 1Universitäts-Kinderklinik Erlangen; Haus der Gesundheit Erlangen

Einleitung: In Deutschland sind etwa 20% aller Kinder und Jugendlichen übergewichtig, ein erheblicher Anteil von ihnen weist bereits Frühzeichen des metabolischen Syndroms auf. Ein regionaler Ausbau evaluierter ambulanter Therapiekonzepte ist daher erforderlich, um die früh auftretende Komorbidität zu reduzieren und das Langzeit-Outcome adipöser Kinder zu verbessern.

Material und Methoden: In der hier vorgestellten Gruppe des Erlanger Modellprojekts „Robbi-Club“ wurden 18 adipöse Kinder (9 Mädchen und 9 Jungen) im Alter von 9 bis 12 Jahren über ein Jahr ärztlich und psychologisch betreut sowie diätetisch geschult. Sie nahmen wöchentlich an einem intensiven sportlichen Programm teil. Den Eltern wurden Einzelgespräche und Elternabende angeboten. Im Rahmen der Evaluation des Modellprojektes wurden zu Beginn sowie nach 6 und 12 Monaten anthropometrische Daten inklusive der Körperzusammensetzung und klinischen Parameter wie Blutdruck und Herzfrequenz erhoben und im Nüchternblut metabolisch relevante Analyte bestimmt.

Ergebnisse: Es fand sich ein deutlicher Rückgang Adipositas-assoziierter kardiovaskulärer Risikofaktoren. Der BMI-SDS sank um –0,3 SDS von +2,09 auf +1,79; der diastolische Blutdruck fiel nahm signifikant um 7mmHg ab. Hinsichtlich des Lipidstoffwechsels zeigte sich eine deutliche Reduktion des Gesamt- und LDL-Cholesterins bei rückläufigen Triglyceriden.

Diskussion: Durch intensive anti-adipositäre Maßnahmen bestehend aus Ernährungsschulung und praktischer Diätetik, der Vermittlung und Anwendung psychologischer Bewältigungsstrategien und einem regelmäßigen sportlichen Übungsprogramm kann der Adipositas im Kindesalter frühzeitig und erfolgreich begegnet werden und somit das Risiko der Komorbiditäten, insbesondere kardiovaskulärer und metabolischer Erkrankungen, nachhaltig reduziert werden. Unter Berücksichtigung der familiären und schulischen Situation ist es effektiv, weitere ambulante Langzeit-Therapiekonzepte zu etablieren.

(mit Unterstützung durch die Bayerische Staatsregierung, Gesundheitsinitiative Bayern aktiv)