Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - 81
DOI: 10.1055/s-2004-835036

Schilddrüsenhormone und Insulinresistenz bei adipösen Kindern und Jugendlichen

L Schöning 1, S Lichtenstein 1, J Grulich-Henn 1, M Bettendorf 1, GF Hoffmann 1, PP Nawroth 1
  • 1Sektion Päd. Endokrinologie und Diabetologie Universitätskinderklinik

Klinisch manifeste Hypothyreose führt unter anderem zu Adipositas, dennoch ist sie nur selten deren Ursache. Adipositas ist mit Veränderungen im Schilddrüsenhormonmetabolismus assoziiert. So haben adipöse Kinder im Vergleich zu Normalgewichtigen höhere TSH-Spiegel und größere Schilddrüsenvolumina. Insulinresistenz ist eine häufige Folge kindlicher Adipositas. Wir untersuchten daher den Zusammenhänge zwischen Insulinresistenz und Schilddrüsenhormonmetabolismus bei 67 Jungen und 83 Mädchen zwischen 4 und 17 Jahren (SDS-BMI + 2.53±0.58, MW±SD). Wir fanden einen signifikanten Zusammenhang zwischen TSH-Werten und SDS-BMI der Kinder (r=0.27, p<0.016). Ferner korellierte TSH mit HOMA als Maß der Insulinresistenz (p<0,003). Die rT3-Spiegel zeigten eine hochsignifikante inverse Korrelation mit HOMA (r=–0,44, p<0,0001), ebenso mit den Serum-Leptin Spiegeln (r=–0,35, p<0,002).

Eine Untergruppe von 50 Adoleszenten hat an unserem ambulanten Programm (über 6 Monate) zur Gewichtsreduktion teilgenommen und wurde nach Teilnahme erneut untersucht. Der mittlere SDS-BMI verminderte sich von + 2,47±0,5 auf 2,27±0,57 (p<0.0001), HOMA sank von 6,27±4,2 auf 4,91±2,39 (p<0.026). Gleichzeitig sanken die TSH-Spiegel signifikant von 2,46±1µU/ml auf 1,98±0.83 (p<0.008), wohingegen sich keine signifikanten Änderungen bei rT3 und fT4 zeigten.

Diese Daten weisen auf einen Einfluss der Adipositas auf den Schilddrüsenhormonhaushalt hin, die einerseits mit dem Grad der Adipositas korreliert und andererseits mit der Insulinresistenz. Gewichtsreduktion scheint nicht nur die Insulinresistenz zu verbessern, sondern auch den Schilddrüsenhormonmetabolismus.