psychoneuro 2004; 30(10): 535
DOI: 10.1055/s-2004-835721
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Pregabalin zugelassen - Hilfe bei neuropathischen Schmerzen und Epilepsie

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Publication Date:
05 November 2004 (online)

 

In verschiedenen Studien hat sich gezeigt, dass der neue Wirkstoff Pregabalin nicht nur bei peripheren neuropathischen Schmerzen lindernd, sondern auch bei partiellen Epilepsien anfallsreduzierend wirkt.

Zehn Studien mit insgesamt 1750 Patienten mit schmerzhafter, peripherer diabetischer Polyneuropathie und Neuralgien nach Herpes zoster haben gezeigt, dass es unter der Substanz Pregabalin zu einer signifikanten Abnahme der Schmerzintensität kam, sagte Prof. Ralf Baron, Kiel, in Berlin[1].

Von neuropathischen Schmerzen spricht man bekanntlich, wenn eine Läsion oder Dysfunktion des zentralen oder peripheren Nervensystems vorliegt. Patienten beschreiben neuropathische Schmerzen als brennende Spontanschmerzen, einschießende Schmerzattacken oder evozierte Schmerzen.

Zur Behandlung neuropathischer Schmerzen stehen folgende Medikamente mit nachgewiesener Wirksamkeit nach EbM-Kriterien zur Verfügung: insbesondere Antidepressiva, Ionenkanalblocker, Gabapentin, NMDA Antagonisten, Baclofen, Opiate und Capsaicin, und neuerdings auch Pregabalin, wie Prof. Dr. Thomas Tölle aus München betonte.

Heute ist es sinnvoll, sich bei der Behandlung nicht nur auf die Grunderkrankung zu konzentrieren, sondern jede einzelne Schmerzform und damit jeden einzelnen Schmerzmechanismus isoliert mit geeigneten Medikamenten anzugehen. Diese neue Idee wird als "mechanismen-orientierte Therapie" bezeichnet und ist international als bahnbrechende Innovation der Schmerzforschung anerkannt.

Pregabalin verfüge über eine lineare Dosis-Plasmaspiegel-Beziehung und ist damit gut steuerbar, so Baron. Es wirke auf die neuronalen Kalziumkanäle im ZNS. Das Nebenwirkungsprofil sei sehr günstig und es seien keine klinisch relevanten pharmakokinetischen Interaktionen mit anderen Medikamenten bekannt, ein Vorteil, der sich insbesondere bei älteren multimorbiden Patienten auszeichne.

Bei der Therapie von Patienten mit schwer behandelbaren fokalen Epilepsien zeigen Studienergebnisse ebenfalls eine gute Verträglichkeit und eine Reduktion der Anfallsfrequenz von bis zu 50% bei Höchstdosen. Diese Ergebnisse, so Prof. Dr. Christian Elger aus Bonn, seien im Vergleich zu anderen Untersuchungen bei ebenfalls modernen Antikonvulsiva außerordentlich positiv.

Da etwa 30% der Epileptiker trotz medikamentöser Behandlung regelmäßig unter Anfällen litten, sei eine Zusatztherapie mit Pregabalin (unter dem Handelsnamen Lyrica® seit Anfang September zugelassen) für viele dieser Patienten hilfreich.

Besonders günstig erwies sich, dass das mit dem in der Praxis bestens bewährten Gabapentin strukturverwandte Pregabalin rasch durch die Niere absorbiert werde, eine Halbwertszeit von über sechs Stunden sowie einen schnellen Wirkeintritt habe.

01 Pressegespräch: "Neuropathischer Schmerz und Epilepsie: Innovativer Wirkstoff eröffnet neue Wege!", 11. September 2004 in Berlin, unterstützt vom Unternehmen Pfizer