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DOI: 10.1055/s-2004-835831
Der „Kannibale von Rotenburg”: Betrachtung eines gesellschaftlichen Entsetzens oder die Angst vor der Verführbarkeit
The ”Cannibal of Rotenburg”: An Analysis of Public Disgust or The Fear of SeductibilityPublication History
Publication Date:
07 December 2004 (online)
Zusammenfassung
Gegenstand dieser Betrachtung ist die Reaktion der Öffentlichkeit auf den Prozess des so genannten „Kannibalen von Rotenburg”. Ausgehend von Presseveröffentlichungen wird das Entsetzen der Gesellschaft zurückgeführt auf eine eigene bedrohliche Verführbarkeit. In jenem hässlichen Spiegel des Kannibalen zeigt sich die Verführbarkeit als ein Teil der Ambivalenz von Freiheit/Ungebundenheit bei gleichzeitiger Entwertung des Lebens. Der Psychiatrie wird dabei die Rolle der Entledigung von Verantwortlichkeit zugewiesen, eine Rolle, die sie - leider ebenso verführbar - nicht abgeneigt ist zu übernehmen.
Abstract
The following article examines the public’s reaction to the trial of the so called „Cannibal of Rotenburg”. Society’s disgust of the crime reveals society’s seductibility: Seductibility is part of the ambivalence between freedom/independence and life’s loss in value. In this situation psychiatry is burdened with the role of disposing responsibility. Psychiatry - equally seductible - is not reluctant to comply.
Dr. Walter Thomas Kanzow
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Marburg-Süd
Cappelerstr. 98
D 35039 Marburg
Email: wth.kanzow@kpp-marburg-sued.de