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DOI: 10.1055/s-2004-836082
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Zentralvenöse Sauerstoffsättigung zur Abschätzung der Gewebeoxygenierung
Möglichkeiten und Grenzen[1] The value of central venous O2 saturation for assessment of tissue oxygenationPublication History
eingereicht: 8.7.2004
akzeptiert: 29.10.2004
Publication Date:
19 November 2004 (online)
Die physiologische Aufgabe des kardiorespiratorischen Systems besteht in der Aufrechterhaltung der zellulären Sauerstoffversorgung und der Entfernung der Abfallprodukte des Zellstoffwechsels. Die direkte Überwachung und Beurteilung dieser bereits von Pflüger 1872 formulierten Aufgaben ist jedoch auch heute noch mit klinischen Mitteln nur unzureichend möglich.
Erkennung, Prävention und Behandlung einer Gewebehypoxie spielen in der Intensivmedizin eine entscheidende Rolle. Auf der Intensivstation soll das Kreislaufmonitoring die Früherkennung einer Gewebehypoxie gewährleisten. Die kontinuierliche Messung des arteriellen Blutdrucks und der Herzfrequenz werden bei kritisch Kranken routinemäßig durchgeführt. Es ist aber die Frage, inwieweit diese Parameter über die Adäquatheit des Sauerstofftransportes bzw. über die Qualität der Gewebeoxygenierung Auskunft geben können. Leider schließen Normwerte für den arteriellen Blutdruck, den zentralen Venendruck, die Herzfrequenz oder Diurese eine Gewebehypoxie in einzelnen Organen nicht aus.
Ein erweitertes hämodynamisches Monitoring mittels Pulmonalarterienkatheter (PAK) erlaubt die Messung des Herzzeitvolumens und der gemischtvenösen Sauerstoffsättigung (SvO2) aus der Pulmonalarterie. Diese gilt als Indikator der Gewebeoxygenierung. So zeigte ein Abfall der SvO2 bei Patienten mit einem akuten Myokardinfarkt eine bestehende oder drohende kardiale Dekompensation an [6]. Bei verschiedensten intensivmedizinisch relevanten Erkrankungen geht eine niedrige SvO2 mit einer schlechten Prognose einher [3] [4] [10]. Neben der Entwicklung von PA-Kathetern mit einer kontinuierlichen Messung des Herzzeitvolumens wurden daher auch PA-Katheter entwickelt, die, mit einer Fiberoptik versehen, eine kontinuierliche Messung der SvO2 erlauben.
Allerdings ist die PAK-Anlage kostenintensiv und mit einigen Risiken verbunden. Auch wird der klinische Nutzen des PAK gegenwärtig kontrovers diskutiert, da überzeugende Daten über die Vorteile einer PAK-Anlage bisher nicht erhoben werden konnten [2]. Die Katheterisierung der Vena (V.) cava superior hingegen ist Teil der Standardversorgung von kritisch kranken Patienten. Sie ist außerdem leichter und sicherer durchzuführen. Ähnlich der SvO2 wurde auch die zentralvenöse Sauerstoffsättigung (ScvO2) als eine einfache Methode zur Abschätzung von Änderungen in der Qualität der globalen Sauerstoffversorgung unter verschiedensten klinischen Bedingungen propagiert [6]. Es wurde kritisch hinterfragt, ob dieser Parameter insbesondere bei Intensivpatienten die SvO2 exakt widerspiegelt. Beispielsweise erhöht sich im Schock der Unterschied zwischen der SvO2 und der ScvO2, da die Sauerstoffextraktion im Hepaticus-Splanchnicusgebiet ansteigt, im Gehirn jedoch zunächst konstant bleibt [9].
In einer prospektiven randomisierten Studie [16] wurde bei Patienten mit schwerer Sepsis bzw. septischem Schock zusätzlich zur Aufrechterhaltung eines zentralen Venendrucks von über 8 - 12 mm Hg, eines arteriellen Mitteldrucks von mehr als 65 mmHg und einer Diurese von über 0,5 ml/kg/h eine ScvO2 von mindestens 70 % angestrebt. Im Rahmen dieser Studie wurde die ScvO2 kontinuierlich über eine in einen herkömmlichen zentralen Venenkatheter implementierte Fiberoptik gemessen. Die Orientierung der Kreislauftherapie an diesem kontinuierlich gemessenen Zielparameter (ScvO2 > 70 %) ging mit einer absoluten Verringerung der Letalität von 15 % einher. Diese Ergebnisse unterstrichen erneut die Bedeutung der Messung der ScvO2 bei kritisch Kranken. In Folgenden werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der gemischt- und der zentralvenösen Sauerstoffsättigung dargestellt und über die Ergebnisse von klinischen Studien zur Anwendung der zentralvenösen Sauerstoffsättigung berichtet.
1 Die Arbeit wurde unterstützt durch das Kompetenznetz Sepsis (SepNet), gefördert vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen: 01 KI 0106)
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1 Die Arbeit wurde unterstützt durch das Kompetenznetz Sepsis (SepNet), gefördert vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen: 01 KI 0106)
Prof. Dr. med. K. Reinhart
Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie
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