Suchttherapie 2004; 5 - 22
DOI: 10.1055/s-2004-861682

Levetiracetam zur Behandlung des Alkoholentzugs – eine offene Studie

M Krebs 1, T Kienast 2, K Leopold 1, T Noack 1, C Richter 2, A Gabriel 2, R Jeutner 2, D Kunz 2, A Heinz 1, M Schäfer 1
  • 1 Charité Universitätsmedizin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin
  • 2 Psychiatrische Universitätsklinik der Charité im St.-Hedwig-Krankenhaus (PUK), Berlin

Einleitung: Als Alternative zu Benzodiazepinen und Clomethiazol werden häufig Antiepileptika wie Carbamazepin und Valproat im Alkoholentzug eingesetzt. Hierunter treten jedoch oftmals hepatische und zentralnervöse Nebenwirkungen auf. Das Antiepileptikum Levetiracetam hat zeichnet sich dagegen durch eine gute Verträglichkeit und ein gutes Sicherheitsprofil aus (LaRoche & Helmers, 2004). Es stellte sich deshalb die Frage, ob Levetiracetam eine wirksame Alternative zur Behandlung des Alkoholentzugs darstellt. Methodik: Levetiracetam wurde in einer prospektiven, offenen unkontrollierten Studie an Patienten mit einer Alkoholabhängigkeit in einem festen Schema über 6 Tage zwischen 500 und 2000 mg/die zur Alkoholentzugsbehandlung eingesetzt. Als Rating-Instrument fungierte die Alkoholentzugsskala (AES). Ausschlusskriterien waren schwere somatische Erkrankungen sowie eine aktuelle Opiat- oder Benzodiazepinabhängigkeit. Ergebnisse: Insgesamt 15 stationäre Patienten (3 Frauen, 12 Männer) im Alter von 22 bis 59 Jahren (M 40,5; SD 10,2) wurden eingeschlossen. Die AES-Werte sanken im Mittel von 6,6 (SD 2,2) (Tag 1) bis auf 0,73 (SD 1,10) (Tag 7) ab. Alle Patienten konnten erfolgreich behandelt werden, bei keinem Patienten musste die Behandlung vorzeitig abgebrochen werden. Lediglich 7 der 15 Patienten (46,7%) bedurften einer niedrig dosierten Zusatzmedikation aus Diazepam und/oder Clonidin. Es wurden nur leichte Nebenwirkungen (Benommenheit, Schwindel, Schlafstörungen, Juckreiz) beobachtet, Delirien oder Entzugsanfälle traten nicht auf. Diskussion: Die Daten dieser Studie zeigen, dass Levetiracetam wirksam in der Alkoholentzugsbehandlung ist. Aufgrund der pharmakologischen Vorteile (geringe Medikamenteninteraktionen, renale Exkretion, keine Hyponatriämie oder zentrale Nebenwirkungen, keine Spiegelmessung notwendig), des fehlenden Suchtpotenzials und guter Verträglichkeit scheint sich Levetiracetam als Alternative in der Alkoholentzugsbehandlung zu eignen. Dies muss aber noch in Weiteren, kontrollierten Studien überprüft werden.