Klin Padiatr 2006; 218(1): 31-33
DOI: 10.1055/s-2005-836374
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Intoxikationen mit Medikamenten im Kindesalter bei einem regionalen Giftinformationszentrum

Drug Poisonings in Childhood at a Regional Poisons UnitM.-A. von Mach1 , P. Habermehl2 , F. Zepp2 , L. S. Weilemann1
  • 1Klinische Toxikologie und Giftinformationszentrum, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • 2Kinderklinik und Kinderpoliklinik, Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Juli 2005 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Intoxikationen mit Medikamenten stellen im Kindesalter mit etwa einem Viertel die bedeutendste Gruppe an Vergiftungen in dieser Altersgruppe dar. Methode: Von 1995 bis 2004 wurden Anfragen bei einem Giftinformationszentrum aufgrund von Intoxikationen mit Medikamenten bei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr analysiert. Zusätzlich wurden mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens Informationen über den Verlauf erfragt. Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wurden 17 553 Vergiftungsfälle mit Medikamenten im Kindesalter analysiert, wobei in 8 590 Fällen ein Follow-up erhalten wurde (48,9 %). Es wurden mehr Intoxikationen bei männlichen Kindern (53,4 %) beobachtet und die meisten Fälle fanden in der Altersgruppe der 2- bis 4-jährigen Kinder statt (57,5 %). Am häufigsten wurden hormonelle Kontrazeptiva, homöopathische Arzneimittel, nichtsteroidale Antirheumatika, Natriumfluorid und Paracetamol ingestiert. Bei 97,8 % der Intoxikationsfälle wurden keine oder leichte, bei 1,5 % mittel- oder schwergradige Symptome (1 Todesfall) beobachtet. In der letzteren Gruppe waren am häufigsten Neuroleptika, Antihistaminika, nichtsteroidale Antirheumatika, β2-Sympathomimetika und Paracetamol ingestiert worden. In der Mehrheit der Fälle war die Gabe von Flüssigkeit (47,3 %) oder Aktivkohle (32,0 %) ausreichend. Schlussfolgerung: Bei Intoxikationen mit Medikamenten traten nur selten schwerwiegende Vergiftungserscheinungen auf und in der Mehrzahl der Fälle war eine Laienbehandlung ausreichend. Am häufigsten wurde aktuell Aktivkohle zur primären Giftelimination eingesetzt. Wir empfehlen bei jeder Intoxikation mit Medikamenten die frühzeitige Einbindung einer Giftberatung.

Abstract

Background: Drug poisonings in childhood account with about one fourth for the most important group of poisonings in this age group. Method: From 1995 to 2004 the inquiries to a poison centre regarding drug poisonings of children ≤ 6 years of age were analyzed. Additionally, a standardized questionnaire was sent for follow-up information. Results: During the study period a total number of 17 553 cases of drug poisonings in childhood was determined and follow-up information was obtained for 8 590 cases (48.9 %). Boys were more likely to be affected (53.4 %) and most children were between 2 and 4 years of age (57.5 %). Mostly oral contraceptives, homeopathic drugs, nonsteroidal anti-inflammatory drugs, sodium fluoride and paracetamol were ingested. In 97.8 % of the reported cases none or minor symptoms and in 1.5 % medium or major symptoms (1 death) were observed. In the latter group of patients mostly neuroleptics, antihistaminics, nonsteroidal anti-inflammatory drugs, β2-sympathomimetics and paracetamol were ingested. In most cases the application of fluids (47.3 %) or activated charcoal (32.0 %) was sufficient. Conclusions: Severe symptoms have rarely been observed in drug poisonings and in most children a treatment by non-professionals was sufficient. Most frequently activated charcoal was currently used for primary poison elimination. We suggest an early involvement of a poison centre in drug intoxications.

Literatur

Dr. M.-A. von Mach

Klinische Toxikologie und Giftinformationszentrum · II. Medizinische Klinik und Poliklinik · Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

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