Zentralbl Chir 2005; 130(2): 162-169
DOI: 10.1055/s-2005-836490
Originalarbeiten und Übersichten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Fatale Folgen von Injektionen

Eine Analyse zur Häufigkeit, Komplikationsmanagement, Prophylaxe und ökonomischen AspektenSerious Complications of InjectionsRetrospective Analysis of Incidences, Complication-Management, Prophylaxis and Economic AspectsM. Lehnhardt1 , P. Vu1 , C. Kuhnen2 , L. Steinstraesser1 , T. Muehlberger1 , D. Druecke1 , H. U. Steinau1 , H.-H. Homann1
  • 1Universitätsklinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Handchirurgiezentrum, Operatives Zentrum für Gliedmaßentumoren, Bochum
  • 2Institut für Pathologie, BG-Kliniken Bergmannsheil, Bochum
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
25. April 2005 (online)

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Zusammenfassung

Die parenterale Gabe von Medikamenten ist eine in allen medizinischen Disziplinen angewandte Routinemethode. Intramuskuläre, intraartikuläre sowie intravenöse Injektionen und Infusionen können lokale und systemische Komplikationen wie Spritzenabszesse, Empyeme und Paravasate verursachen. Gefürchtet sind Septikämien, metastatische bakterielle Absiedlungen und Gewebeschäden bei hochgradig toxischen Zytostatikaparavasaten mit nachfolgenden septischen, lebensbedrohlichen Krankheitsbildern. Trotz standardisierter Vorgehensweise unter bekannten Hygienerichtlinien sind diese Probleme nicht selten. Im Zeitraum von 1998-2002 wurden uns insgesamt 24 Fälle mit fatalen Komplikationen nach Injektionen zugewiesen. 7 Patienten werden exemplarisch vorgestellt. In den meisten Fällen gehen unwesentliche und harmlose Beschwerden dem Leidensweg mit schwerwiegenden und vermeidbaren Komplikationen voran. Es folgen lange Krankenhausverweildauer, intensivmedizinische Behandlung und mehrfache chirurgische Eingriffe. Oft verbleiben funktionelle Einbußen, kosmetisch ungünstige Endergebnisse und nicht selten ist der Verlust des betroffenen Körperteils zu beklagen. Eine abwartende therapeutische Haltung führt zu verspäteten chirurgischen Interventionen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass bei Fasziitiden, Injektionsabszessen und Paravasationen das umgehende radikale Débridement die Therapie der Wahl ist. Bei Versagen der Débridements gilt auch hier der Grundsatz „life before limb” und eine Amputation ist manchmal unumgänglich. Neben bleibenden Schäden für die einzelnen Patienten ist ein sozioökonomischer Schaden zu beklagen. Unter gültigen DRG-Bedingungen reduzieren sich die Fallpauschalen im Vergleich zu den bisher gültigen Pflegesätzen erheblich.

Abstract

The parenteral drug application is a routinely used method in all medical disciplines. Intramuscular, intraarticular, intravenous injections and infusions can cause local complications such as abscesses, articular infections or paravasates. These local complications can lead to bacteraemia, sepsis and may lead to multiple organ failure associated with high morbidity and mortality. Although these complications are rare, they are sometimes disastrous and result in life threatening clinical conditions. During a retrospective analysis (review period 1998-2002) 24 patients were admitted and hospitalized in our department. Within this report we demonstrate 7 patients with fatal complications after injections. In the majority of cases minor patients' complaints were proceeding before major complications were present. A long and expensive treatment period with multiple surgical interventions ends up in functional disabilities and unsatisfactory aesthetic results. Instead of delayed surgical treatment immediate radical surgical care is crucial to prevent disastrous complications. In case of the inability of sufficient debridement, amputations are sometimes indicated in the sense of “life before limb”. Besides the consequences for the patient these disastrous complications have a high socioeconomic impact and result in reduced reimbursement for the hospital stay.

Literatur

Dr. M. Lehnhardt

Universitätsklinikum für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte · Handchirurgiezentrum · Operatives Zentrum für Gliedmaßentumoren · BG-Kliniken Bergmannsheil Bochum · Ruhr-Universität Bochum

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