ZFA (Stuttgart) 2006; 82(1): 21-26
DOI: 10.1055/s-2005-836667
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ärztliche Meldepflicht bei begründetem Verdacht auf Vorliegen einer Berufskrankheit

Legal Obligation for Physicians to Notify in Case of Well Founded Suspicion of an Occupational DiseaseB. Emmert1 , E. Hallier1
  • 1Abteilung Arbeits- und Sozialmedizin der Georg-August-Universität Göttingen, Göttingen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. Januar 2006 (online)

Zusammenfassung

Hat der behandelnde Arzt bei seinem Patienten den begründeten Verdacht auf das Vorliegen einer Berufskrankheit (BK), so muss er gemäß Sozialgesetzbuch (SGB VII) eine Berufskrankheitenanzeige erstatten, auch wenn der Patient damit nicht einverstanden ist. Die ärztliche Schweigepflicht wird dadurch nicht verletzt. Ein Verstoß gegen die Meldepflicht kann hingegen zu Regressansprüchen gegenüber den unterlassenden Arzt führen. Die Kenntnis der Berufskrankheitenverordnung (BKV) und der Berufskrankheitenliste, die derzeit 68 Berufskrankheitenziffern beinhaltet, ist deshalb eine vom Gesetzgeber geforderte Pflicht für jeden approbierten Arzt. Über eine Ausnahmeregelung, der so genannten Öffnungsklausel, können in seltenen Fällen auch Erkrankungen anerkannt werden, die noch nicht in der aktuellen Berufskrankheitenliste aufgeführt sind. Die Rolle des Arztes als Berater des Patienten in dieser Situation ist zugleich ein Prüfstein für sein kritisches Urteilsvermögen und fachliches Können. Für den in der ambulanten oder stationären Krankenversorgung tätigen Arzt sind bei der Entscheidung über eine Berufskrankheitenanzeige die Merkblätter zu den einzelnen Berufskrankheiten hilfreich, da sie Hinweise auf Vorkommen, Gefahrenquellen, Entstehungsweise und Verlauf der Krankheitsbilder enthalten. Aufgrund der hohen Dunkelziffer nicht angezeigter Fälle befürworten die Unfallversicherungsträger (UVT) eine extensive Meldebereitschaft und setzen sich im Interesse der Gesundheitsvorsorge für ein unkompliziertes Meldeverfahren ein.

Abstract

In Germany every physician is required by law to notify the accident insurance agency or the medical authority responsible for labour safety whenever there are reasonable grounds for suspecting an occupational disease. The consent of the patient is not required for this report; the legal obligations of medical secrecy will not be breached. If the physician fails to report an occupational disease, he may however be subjected to liability claims by the patient. Therefore, knowledge of the German ordinance on occupational diseases and the list of presently 68 numbers of occupational diseases is a legal obligation for each German physician. Diseases which are not explicitly stated in this list, can in rare cases be accepted as an “occupational disease” under specific exceptional terms. Acting as an adviser of the patient in this situation is a challenge for his critical judgement and his professional competence. The Federal Ministry of Economics and Labour (Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit) provides bulletins on individual occupational diseases giving information on the incidence, potential sources of risk, development, and course of each. This may help physicians decide if they should report a case of occupational disease to the accident insurance. The purpose of an extensive notification is to decrease the high number of unreported cases. In order to improve occupational health care and prevention, the accident insurance agency is interested in facilitating the reporting procedure.

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Dr. med. B. Emmert

Abteilung für Arbeits- und Sozialmedizin der Georg-August-Universität Göttingen

Waldweg 37

37073 Göttingen

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