Zentralbl Gynakol 2005; 127(4): 252-253
DOI: 10.1055/s-2005-836798
Nachruf

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

In memoriam Daniel Dargent (1937-2005)

A. Schneider1 , C. Köhler1 , A. D. Ebert1 , 2 , M. Possover3
  • 1Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Gynäkologie und Hochschulambulanz, Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • 2Organkommission Uterus der AGO
  • 3Membre d'Honneur du „Cercle Récamier”, Köln
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Publication History

Publication Date:
22 July 2005 (online)

Am Donnerstag, dem 12. Mai 2005, ist Professor Daniel Dargent nach langer Krankheit verstorben. Mit ihm verlor die gynäkologische Onkologie einen ihrer glänzendsten Vertreter und ihrer begabtesten Chirurgen.

Nach dem Medizinstudium beendete Daniel Dargent 1959 die Assistenzarztausbildung. Bald darauf wurde er stellvertretender Klinikdirektor der Gynäkologischen Klinik des Krankenhauses Edouard Herriot, die von Professor Mathieu geleitet wurde. Im Oktober 1968 wechselte er zu Prof. Magnin.

1970 wurde er Privatdozent für „Gynäkologische Geburtshilfe”. Kurzzeitig arbeitete er auch als Leiter der Abteilung für Gynäkologie in der Hôtel-Dieu-Klinik, um dann wieder in die Klinik Edouard Herriot zurückzukehren. Bis zu seiner Pensionierung vor zwei Jahren leitete er hier die Abteilung für Gynäkologische Onkologie.

Dargent gehörte zu den innovativsten Vertretern unseres Fachgebietes. 199 Publikationen und unzählige Vorträge auf nationalen und internationalen Kongressen zeugen davon. Unter anderem gründete er den Freundeskreis „Josef Récamier”, einen exlusiven Klub von Förderern der vaginalen Operationstechniken. Er war anerkanntes Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften, u. a. auch der „Society of Pelvic Surgeons”.

Wir wurden von Daniel Dargent und seinem Freundeskreis „Josef Récamier” in Jena und später in Köln besucht. An mehreren Tagen wurde voroperiert und gemeinsam diskutiert. Daniel Dargent zeigte dabei seine Meisterschaft in den laparoskopischen und vaginalen Techniken. Er war aber nicht nur ein brillanter Operateur, sondern ein stimulierender und kollegialer Gesprächspartner, der auch bereit war, eigene Konzepte kontinuierlich infrage zu stellen. Seine Innovationskraft war unerschöpflich und er versuchte jedem chirurgischen oder onkologischen Problem auf den Grund zu gehen. Daniel Dargent war einer der ersten, der laparoskopische Verfahren in der gynäkologischen Onkologie einsetzte und konsequent die Vorteile der verschiedenen operativen Zugangswege evaluierte und kombinierte.

Die internationale, medizinhistorische Bedeutung Daniel Dargents liegt in der systematischen Umsetzung der Idee, Frauen mit frühinvasivem Zervixkarzinom unter Erhaltung des Corpus uteri zu operieren, um die Fertilität der meist jungen Frauen erhalten zu können. Die erweiterte Trachelektomie wird immer mit seinem Namen verbunden bleiben und ist schon jetzt zur „Operation nach Dargent” geworden. Ausgehend aus Dargent's Klinik in Lyon, wird diese Operationstechnik inzwischen in der ganzen Welt angewendet.

Auch nach seiner Emeritierung vor knapp zwei Jahren setzte er seine wissenschaftliche Arbeit mit der ihm eigenen Intensität fort. Diese beiden Jahre waren von seiner schweren Krankheit überschattet, was ihn nicht daran hinderte, sondern eher stimulierte, weiter wissenschaftlich aktiv zu sein und an seinem Lebenswerk, den innovativen Operationen in der gynäkologischen Onkologie, weiter zu arbeiten.

Daniel Dargent wird uns und der internationalen Gemeinschaft der Gynäkologen fehlen. Wir möchten hier für unsere Kolleginnen und Kollegen in Deutschland sprechen und verneigen uns vor unserem französischen Lehrer. Seine Ideen leben in seinen Schülern und in den Kindern der Frauen, die „nach Dargent” operiert werden konnten.

Prof. Dr. med. A Schneider, M. P. H.

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