Gesundheitswesen 2005; 67(7): 468-477
DOI: 10.1055/s-2005-858485
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Arzneimittelfestbeträge: Gruppenbildung, Preisberechnung mittels Regressionsverfahren und Wirkungen

Pharmaceutical Reference Pricing in Germany: definition of therapeutic groups, price setting through regression procedure and effectsT. Stargardt1 , J. Schreyögg1 , R. Busse1
  • 1Technische Universität Berlin, Fachgebiet Management im Gesundheitswesen
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Publication Date:
16 August 2005 (online)

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Zusammenfassung

Das System der Arzneimittelfestbeträge definiert nach bestimmten Regeln für eine Gruppe von Arzneimitteln eine Erstattungsobergrenze durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Die Gruppierung der Arzneimittel erfolgt im Gemeinsamen Bundesausschuss unter Anhörung der Betroffenen. Danach werden, um die Gruppierung von Arzneimitteln mit verschiedenen Wirkstoffen innerhalb einer Gruppe zu ermöglichen, so genannte Vergleichsgrößen errechnet. Am Ende bestimmen die Spitzenverbände der Krankenkassen die Höhe der Festbeträge mittels eines mehrstufigen Regressionsverfahrens. Die Wirkung des Festbetragssystems ist jedoch beschränkt. Einerseits existieren starke Anreize, die Arzneimittelpreise auf das Festbetragsniveau zu senken, andererseits gehen vom Festbetragssystem keine Anreize zu weiteren Preissenkungen aus. Hinzu kommt, dass die Gesamtausgaben für Arzneimittel oder das Verschreibungsvolumen mit dem Festbetragssystem allein nicht zu kontrollieren sind, da es lediglich auf den Faktor Preis wirkt. Die Anwendung des Systems der Arzneimittelfestbeträge zur Reduktion der Arzneimittelmittelausgaben bedingt damit den Einsatz weiterer Regulierungsinstrumente. Dennoch ist das System der Arzneimittelfestbeträge in Deutschland ein wirksamer Mechanismus, der - im Vergleich zu anderen Instrumenten der Preisregulierung - die Notwendigkeit, im Arzneimittelbereich zu sparen, mit minimaler Einschränkung der Versorgungsqualität kombiniert.

Abstract

The German reference pricing system defines a reimbursement threshold for groups of pharmaceuticals. Pharmaceuticals are grouped according to certain criteria by the Federal Joint Committee. To make different active ingredients comparable, so called reference values are defined. Subsequently, the federal association of sickness funds sets reference prices using a regression procedure. However, the impact of the reference price system is limited. On the one hand there is a strong incentive for pharmaceutical companies to decrease prices to the reference price. On the other hand there is no incentive for further price reductions. Additionally, only one part of the pharmaceutical market is affected by reference pricing. Therefore the instrument has only managed to lower pharmaceutical expenditure in the short run. For sustainable long-term cost containment the use of other regulatory instruments is necessary. Nevertheless, compared to other instruments of price-regulation, reference pricing seems to be a good alternative to control pharmaceutical prices, since rationing is kept as little as possible.