Zusammenfassung
Ziel der Studie: Publikationen epidemiologischer Krebsregister in Deutschland zeigen erhebliche regionale Unterschiede bei der Inzidenz des malignen Melanoms. Um Unterschiede in der Methodik der Krebsregistrierung als Ursachen auszuschließen, wurden die Informationen aus verschiedenen deutschen Krebsregistern einem standardisierten Vergleich unterzogen. Methodik: Es beteiligten sich die Krebsregister aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, München, dem Saarland und dem Regierungsbezirk Münster. Neben Fallzahlen und Inzidenzraten für das Jahr 2000 wurden Häufigkeitsverteilungen zur Ausdehnung des Primärtumors und Strukturmerkmale der Meldequellen ermittelt. Außerdem wurden Details zur Versorgung von Patienten mit malignen Melanomen in der Hautarztpraxis recherchiert. Ergebnisse: Insgesamt wurden in den Registern 2 471 invasive maligne Melanome registriert, die im Jahr 2000 diagnostiziert wurden. Die höchsten altersstandardisierten Inzidenzraten lagen bei 15,7 Neuerkrankungen je 100 000 Frauen und 19 Neuerkrankungen je 100 000 Männer, die niedrigste Rate für Frauen betrug 7,8 und für Männer 6,6 pro 100 000 (Europastandard). Der Anteil von Tumoren im Stadium T1 variierte zwischen 21,5 und 59,2 % vor dem Hintergrund unterschiedlich hoher Anteile von fehlenden Angaben. Die registerspezifischen Anteile der aus der niedergelassenen Hautarztpraxis kommenden Meldungen reichten von 2,2 bis zu 62 %. Im Vergleich der Register zeigte sich, dass mit zunehmendem Anteil der Praxismeldungen kleinere Melanome (T1-T2) häufiger waren, wobei allerdings der Anteil fehlender Angaben zur Ausdehnung des Primärtumors ebenfalls höher lag. Ein klarer Zusammenhang zwischen der jeweils beobachteten Gesamtinzidenz maligner Melanome und dem Anteil von Praxismeldungen ließ sich nicht nachweisen. Schlussfolgerung: Kleinere Melanome der Haut scheinen vermehrt im ambulanten Sektor diagnostiziert und behandelt zu werden. Die Vollständigkeit der Meldungen aus diesem Sektor ist zur Zeit aber noch unzureichend. Die Integration von Hautkliniken ist Voraussetzung für eine hohe Qualität und Vollzähligkeit insbesondere von Daten zu fortgeschrittenen Melanomen. Meldungen der bundesweit tätigen dermatohistologischen Labors sind anzustreben, werden jedoch durch die föderale Struktur der Krebsregistrierung sehr erschwert. Gerade beim malignen Melanom ist die Integration aller Sektoren der Versorgung für eine valide Tumorepidemiologie unverzichtbar.
Abstract
Purpose: To exclude bias of registration evidenced by relevant differences among German cancer registries in the incidence of malignant melanoma (melanocareinoma). Methods: Cancer registries in the Federal German states of Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen, Rhineland-Palatinate, Saarland, the Munich District and the County of Münster featured registration data of malignant melanoma diagnosed in 2000 A. D. Figures and incidence rates, distribution of T-stage of the primary tumour were analysed as well as the distribution of sources reporting melanoma to the registries. Details of outpatient treatment of cutaneous melanoma by dermatologists in private practice were investigated. Results: Data of 2,471 malignant melanoma cases were analysed. The highest agestandardised incidence rates were 15.7 per 100,000 women and 19 per 100,000 men while the lowest rates were reported as 7.8 and 6.6 per 100,000, respectively (European standard). The proportion of stage T1 tumours varied between 21.5 and 59.2 %. We observed remarkable variations in the structure of reporting sources among the registries. The proportion of reports from dermatologists in private practice varied between 2.2 and 62 %, with higher proportions associated with more T1-T2 tumours but also lower completeness of stage reports. No clear association was identified between incidence of melanoma and reporting sources. Conclusion: Malignant melanomas of smaller size (T1-T2) are reported more frequently in an outpatient setting but very often without data. Hospital departments of dermatology contribute high-quality data with better completeness especially for later stage melanomas. Desirable inclusion of notifications from nationwide operating dermatopathology laboratories is complicated by the Federal German structure of cancer registration. Especially in case of malignant melanoma of the skin notification reports from all sectors of the health care system are imperative for valid epidemiological results.
Schlüsselwörter
Malignes Melanom - Krebsregistrierung - Inzidenz - Datenquellen - Vergleichbarkeit
Key words
Malignant melanoma - cancer registration - incidence - data sources - comparability
Literatur
lehnertm@uni-muenster.de
