Klin Monbl Augenheilkd 2006; 223(1): 13-14
DOI: 10.1055/s-2005-858821
Laudatio

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Herbert Kaufmann zum 65. Geburtstag

Herbert Kaufmann's 65th BirthdayW. Rüssmann1
  • 1Zentrum für Augenheilkunde der Universität zu Köln
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Publication Date:
20 March 2006 (online)

Am 23.1.2006 wird Herbert Kaufmann, geschäftsführender Direktor des Zentrums für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Gießen, sein 65. Lebensjahr vollenden.

Herbert Kaufmann wurde in Düsseldorf geboren. Kinder-, Jugend- und Schulzeit verbrachte er in Nümbrecht. Er studierte Medizin von 1960 bis 1966 in Bonn und München und legte das Staatsexamen 1966 in Bonn ab. Seine Dissertation zur Thermoregulation erarbeitete er im Physiologischen Institut der Universität Bonn bei Professor Pichotka. Die Promotion erfolgte 1966 in Bonn.

Von 1966 bis 1968 war Herbert Kaufmann Medizinalassistent im Kreiskrankenhaus Gummersbach und in der Medizinischen Klinik München unter Professor Bodechtel. 1968 erhielt er die Approbation als Arzt. In demselben Jahr begann er die Weiterbildung zum Arzt für Augenheilkunde an der Universitätsaugenklinik Bonn, die er 1972 mit der Facharztanerkennung abschloss.

Herbert Kaufmann habilitierte sich 1973 in Bonn bei Professor Straub über das Verhalten des Augeninnendrucks während Veränderungen der arteriellen Gasspannungen. Er wurde 1978 als Nachfolger des Nestors der deutschen Schielbehandlung, C. Cüppers, nach Gießen berufen, wo er seitdem die Augenklinik für Schielbehandlung und Neuroophthalmologie leitete. 1997 erfolgte die Berufung auf den Lehrstuhl für Augenheilkunde mit dem Schwerpunkt Strabologie und Neuroophthalmologie in Gießen, 2001 die Übertragung des kommissarischen Direktorats der Augenklinik, Bereich allgemeine Augenheilkunde.

Herbert Kaufmann ist Mitglied der einschlägigen nationalen und internationalen Fachgesellschaften. Er war 1982 bis 1987 Schriftführer und 1987 bis 1991 Vizepräsident der European Strabismological Association. Über viele Jahre gestaltete er Programm und Berichte des Arbeitskreises Schielbehandlung in Wiesbaden und des strabologisch-neuroophthalmologischen Blocks der Augenärztlichen Akademie Deutschland. Er ist u. a. Mitherausgeber von Ophthalmologica sowie der Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde und war von 1987 bis 1991 Herausgeber der Proceedings der European Strabismological Association.

Herbert Kaufmann gehört zu den Initiatoren und Gründungsmitgliedern der Bielschowsky-Gesellschaft für Schielforschung und Neuroophthalmologie und war deren Vorsitzender von 1997 - 2001. Gemeinsam mit einem guten Dutzend engerer Fachgenossen traf man sich ab Mitte der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts regelmäßig reihum in den Kliniken zu Workshops mit Patientenvorstellungen, Vorträgen, Diskussionen und zu Gesprächen in einer ungezwungenen freundschaftlich-kollegialen Atmosphäre. Man war etwa gleichaltrig, hatte ähnliche Wege genommen und mit vergleichbaren Problemen zu kämpfen. Das förderte den Zusammenhalt, obwohl man auch im Wettbewerb stand. Nach einigen Jahren entstand der Wunsch, diesen Treffen einen förmlicheren Rahmen zu geben. Deshalb wurde 1985 die Bielschowsky-Gesellschaft gegründet, benannt nach Alfred Bielschowsky, einem der großen Pioniere der Strabologie.

Es war zunächst ein engerer, dann von Auflage zu Auflage langsam wachsender Kreis, den Herbert Kaufmann ab 1983 zu dem Projekt eines Schielbuchs zusammenführte. „Strabismus” erschien 1986 in erster, 1995 in zweiter und 2004 in wesentlich erweiterter dritter Auflage. Der große Erfolg dieses Buches ist nicht zuletzt Herbert Kaufmanns konsequent präziser Herausgebertätigkeit zuzuschreiben und seinen schönen eigenen Beiträgen „Anatomie und Physiologie der Orbita und des Bewegungsapparates”, „Terminologie und Charakteristika verschiedener Augenbewegungsstörungen” und „Augenmuskeloperationen”.

Diese Beiträge spiegeln zugleich wesentliche Aspekte von Herbert Kaufmanns wissenschaftlichem Werk, in dem sich die physiologische Schulung als nachhaltig kreativ wirkendes Moment erkennen lässt: so in der konsequenten Pflege klarer Begrifflichkeit und geprüfter Messtechnik, so in der systematischen Beforschung von Dosis-Wirkungs-Relationen verschiedener Eingriffe an den äußeren Augenmuskeln, verbunden mit der Entwicklung subtiler Operationstechnik, so auch in der Weiterentwicklung der Operationsmethoden für die Abduzensparalyse (Transposition mit Unterkreuzen des Rectus lateralis) und in der Entwicklung neuer Verfahren für die Okulomotoriusparalyse (Obliquus-superior- und Rectus-lateralis-Splitting, Zügeloperation). Mit seinen Arbeiten und Ideen hat Herbert Kaufmann die Strabologie ganz wesentlich bereichert und dafür national wie international viel Anerkennung gefunden.

Neben den wissenschaftlichen und klinischen Aufgaben widmet sich Herbert Kaufmann schon viele Jahre auch fach- und berufspolitischen Fragen in der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und im Berufsverband der Augenärzte Deutschlands, wo er die Belange der Schielbehandlung mit Nachdruck und Augenmaß vertritt.

Sehr erfolgreich war Herbert Kaufmann auch beim Ausbau seiner Klinik, bei der Bildung und Förderung seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit denen er ein Zentrum schuf, das Patienten und Gäste aus In- und Ausland anzieht und das auch für die Zukunft bestens gerüstet scheint. Zu dieser Zukunftsfähigkeit wird beitragen, dass Herbert Kaufmann mit seinen fachlichen Leistungen und in seinen akademischen Ämtern die Sympathien seiner Fakultät für seine Klinik gewann.

Zwischen Herbert Kaufmann und mir entwickelte sich vor vielen Jahren über den fachlichen Diskurs hinaus eine persönliche Freundschaft, die auch unsere Familien einband. Sie führte und führt noch heute zu fröhlichen Wander- und Städtereisen im In- und Ausland.

Für die vielen fachlichen und persönlichen Begegnungen bin ich Herbert Kaufmann sehr dankbar. Sie werden - denke ich - nicht abreißen, wenn er ebenso wie ich aus dem aktiven Dienst ausgeschieden ist. Für die Zeit danach wünsche ich Herbert Kaufmann noch viele gute, glückliche und gesunde Jahre.

Prof. Dr. med. Walter Rüssmann

Zentrum für Augenheilkunde der Universität zu Köln

50924 Köln