Einführung
Die vorliegende Arbeit stellt den ersten Teil einer Serie von drei Weiterbildungsartikeln dar. Diese sollen wesentliche Grundlagen für den Umgang mit ethischen, rechtlichen und kommunikativen Problemen in der medizinischen Praxis vermitteln.
Diese Probleme werden im interdisziplinären Spektrum von Ethik, Recht, Psychologie, Soziologie und Medizin am häufigsten an Beispielen von „Entscheidungen am Lebensende” (engl.: „end-of-life decisions”) offenbar. Zudem zeigen Studien hier konsistent ein hohes Maß an Unsicherheit und Unwissen sowohl unter ärztlichen Kollegen als auch unter allen anderen Beteiligten. Daher werden die Rahmenbedingungen für den ärztlichen Umgang mit diesen disziplinübergreifenden Problemen am Beispiel von Entscheidungen über Therapiebegrenzungen im Bereich der Intensivmedizin erläutert. Auch aktuelle Entwicklungen in Deutschland in Bezug auf diese Fragen werden referiert.
Der erste Teil der Weiterbildungsserie vermittelt zunächst eine orientierende Übersicht über Grundlagen der philosophischen Ethik, die für die medizinische Entscheidungsfindung von besonderer praktischer Relevanz sind.
Im zweiten Teil wird dann auf medizinisch objektivierbare Kriterien der Zulässigkeit der Behandlungsbegrenzung eingegangen.
Der dritte Teil der Weiterbildungsserie erläutert die Bedeutung des Willens des Patienten sowie den Umgang mit Patientenverfügungen und stellvertretenden Entscheidungen. Abschließend wird eine zusammenfassende Übersicht darüber gegeben, wie medizinische Entscheidungen am Lebensende in der Praxis in einer transparenten und reproduzierbaren Weise ärztlich moderiert, operationalisiert, umgesetzt und dokumentiert werden können.
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Prof. Dr. med. Peter Schmucker
Universität zu Lübeck · Universitätsklinikum Schleswig-Holstein · Campus Lübeck · Klinik für Anaesthesiologie (Direktor: Prof. Dr. med. Peter Schmucker)
Ratzeburger Allee 160 · 23538 Lübeck