Aktuelle Dermatologie 2005; 31(8/09): 365-370
DOI: 10.1055/s-2005-861438
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Zur gegenwärtigen Bedeutung des Körpersignals Bart für die Kommunikation

„Bodystyling - Wie viel Bart braucht der Mann? Fragenkatalog zum Bart für Männer 2003”To the Current Relevance of the Aesthetical Body-Image Concerning Beard-Styling as Virile Expression for Visual Communication “Bodystyling - How Much Beard Initiates Being a Man? Questionnaire-Catalogue for Men 2003”C.  Wietig1
  • 1Universität Hamburg, Fachbereich Chemie, Institut für Gewerblich-Technische Wissenschaften, Studiengang Kosmetik und Körperpflege
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Publication Date:
29 August 2005 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Die Zahl der Bartträger ist nach bisherigen Untersuchungen gegenüber den Nichtbartträgern seit der Entwicklung der Selbstrasur und auch seit dem Zweiten Weltkrieg deutlich gesunken. Ziel der vorliegenden Untersuchung war daher, die derzeitige Bedeutung des männlichen Bartes für die Kommunikation innerhalb der deutschen Kultur zu evaluieren.

Methodik: Mithilfe einer nicht randomisierten, nicht repräsentativen Datenerhebung wurde eine deskriptive Analyse „Bodystyling - Wie viel Bart braucht der Mann? Fragenkatalog zum Bart für Männer 2003” sowie einer subsumierten Printmedienanalyse von Männern mit Bart in der Werbung aktueller Zeitschriften und Magazine durchgeführt. Das Körperfragment Bart wurde als pars pro toto für die Kommunikation analysiert und vor dem Hintergrund kulturwissenschaftlicher Aspekte der Bartphänomenologie diskutiert.

Ergebnisse: Von 524 Männern der Untersuchungsgesamtheit waren 186 Personen Bartträger (35,5 %). Dieses Ergebnis stimmte etwa mit einer repräsentativen Datenerhebung aus dem Jahr 1990 überein. Die Ergebnisse deuten an, dass etwa von einem Drittel der Männer die Kontinuität einen Bart zu tragen, gewahrt wird und für die Kommunikation von Bedeutung zu sein scheint. 77 % der Bartträger gaben an, ihre Identität durch den Bart zu unterstreichen. Von 38 % aller Befragten der deskriptiven Analyse wurde als attraktivste Bartform der Dreitagebart gewählt. Dieser wurde in der Printmedienanalyse bestätigt.

Schlussfolgerungen: Der Bart scheint für die visuelle Kommunikation körperbildästhetische Rollenentwürfe zu vermitteln und vermag scheinbar subjektive Entwürfe authentischer individueller Persönlichkeitsprofile zu visualisieren und damit die virile Darstellungskompetenz zu unterstützen.

Abstract

Background: Since the development of self-shaving and also since the Second World War the number of men wearing a beard decreased in opposite to shaved men based on previous studies. The aim of the study was to analyse the current relevance of the male beard with regard to communication concerning social lifestyle-concepts within the German cultural scene.

Methods: Based on a descriptive analysis ”Bodystyling - How much beard initiates being a man? Questionnaire-catalogue for men 2003” and a subordinate print media analysis of bearded men in advertising of the current press the body-fragment beard as pars pro toto was analysed with reference to communication on the background of cultural scientific aspects of beard-phenotypes.

Results: From 524 men of the determined data of the general study 186 wear a beard (35,5 %). These data correspond nearly with data of a representative study from 1990. The results indicate, that a third part of all men within a community continuously prefer wearing a beard. 77 % of bearded men asserted the support of their identity with beard-styling. From all questioned men of the descriptive analysis 38 % chose the Three-Day-Beard as most attractive beard-fashion. This result was confirmed with the preference of the Three-Day-Beard of the current press analysis.

Conclusions: The analysis of the determined data of the general study confirms that the modified beard-growth represents aesthetical-social role-plays and may contribute to decisive attractiveness of an authentic individual person of character. The results indicate that the fashionable-styled beard seems to support the virile self-realization relating to identity and image.

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Christina Wietig

Universität Hamburg · Fachbereich Chemie

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